Sehr persönlich

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sofie Avatar

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“Wie man in der Kirchenbank sitzend ohne Vorwarnung von hinten und weit oben in einem für diese Blechblasinstrumente entweder zu kleinen oder zu großen oder zu hohen, auf jeden Fall brutal hallverstärkenden Kirchenraum hinterrücks überfallen und niedergeschmettert wurde von apokalyptischen Bläserfanfaren, die einem das Fell über die Ohren zogen und das Herz herausrissen mit ein paar falschen Tönen. Es war ein so intensiver, vielleicht muss man sagen kathartischer Anschlag auf die in der Kirchenbank auf das Weitergehen der Zeit Wartenden […].”

In seinem neuen Buch “Eigentum” schreibt Wolf Haas sehr persönlich über seine Mutter und vor allem ihre Jugendjahre und Jahre als junge Erwachsene. Wie viele Menschen ihrer Generation drang die Geschichte in ihr Leben ein und machte vieles schwieriger. Geboren im Jahr 1923 (das Buch erscheint wohl zu ihrem 100.) machte die Inflation ihre Eltern arm. Der zweite Weltkrieg unterbrach ihre Ausbildung und nahm ihr die Chance auf ein Familienleben, wie sie es sich gewünscht hätte. Vor allem aber strebte sie ihr ganzes Leben eines an: Eigentum.

Wolf Haas schreibt sehr liebevoll über seine Mutter, die es ihm oft nicht einfach gemacht hat. Er reflektiert seine eigene Beziehung zu ihr und gibt ein paar Einblicke in seine Jugend. Dabei ist und bleibt er aber Wolf Haas und damit seinem Stil treu. Es gab so viele tolle Sätze, die ich mir gern aufgeschrieben hätte, aber dann hätte ich fast das ganze Buch abgeschrieben. Trotz der schweren Thematik ist der Text gespickt mit Humor, ich musste immer wieder schmunzeln und manchmal auch laut lachen.

Was soll man da noch sagen, außer: Lesen! Absolute Empfehlung von mir, 5 von 5 Sternen.