Sparen, einzahlen, abzahlen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
emmmbeee Avatar

Von

Der Autor Wolf Haas begleitet seine Mutter während ihrer letzten drei Lebenstage. Wie schon so oft erzählt sie aus ihrem Leben, in dem es recht turbulent zugegangen ist. Eines aber war ihr stets wichtig: ein wenigstens kleines Wohneigentum respective der Erwerb desselben. Danach strebte sie ihr ganzes Leben lang. Es gelang ihr jedoch nie, denn wegen der häufigen Geldentwertungen lief es ihr ständig davon, wie beim Hunderennen der Hase vor dem Greyhound.
Sparen sparen sparen könnte deshalb als Titel ihrer Biografie gelten. Zu guter (?) Letzt erfüllt sich ihr Wunsch mit dem Tod: Die letzten zwei Quadratmeter gehören ihr, sind ihr Eigentum. Sogar mit Lift. Mit Absenklift.
Es ist ein echter Wolf Haas. Weil ihr müsst eines wissen: Er schreibt haargenau so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Authentischer geht es wohl kaum. Und auch seine Mutter lässt er in ihrem heimatlichen Idiom zu Wort kommen, samt nit und gell.
Und wie es so oft ist, und beileibe nicht nur bei den Senioren, zu denen auch die Rezensentin gehört, wird vieles wiederholt, es wird drei-, viermal wiedergekäut, eindringlich, litaneimäßig, aber keineswegs langweilig. Ich habe jede Seite genossen.
Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Aus Las Vegas macht der Autor „Lass weg Haas“ und fungiert dabei als sein eigener Rotstift. Besonders gefiel mir aus der Sicht des Knaben Wolf die Schilderung des Flügelhornisten und seines Instruments bei Begräbnissen. Auch das wird dreimal erzählt. Mindestens.
Erst als ich das Buch in Händen hielt, fiel mir die Originalität des Covers auf. Denn da steht auf einem Schildchen: Eigentum von Wolf Haas, ebenso wie die Leihbücherei in und auf ihre Medien druckt: Eigentum der Bibliothek XY. Fast hätte ich es respektvoll wieder hingelegt. Zum Glück nicht, denn der Roman ist lesenswert. Ich empfehle ihn allen, die gern etwas anderes als 08/15 lesen.