Zwischen Rap und Requiem

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merkurina Avatar

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Ein witziges Cover: Dieses Buch gehört Wolf Haas - will es uns anscheinend sagen. Aber jetzt gehört es uns allen, das Buch:-)
Dabei enthält der Titel, dieses Wort und wie es hier verdoppelt wird, ganz viel, worum es auch im Buch geht. Nicht nur die etwas makabre Referenz an die verstorbene Mutter, die ihr ganzes Leben lang Wohneigentum ersehnte und nun - im Grab - das erste Mal welches gefunden habe. Es geht dem Autor auch vielleicht um die Eigentümlichkeit der Mutter, diese schwierige Person - und um sein Eigentum an Erinnerungen, die sich ihm eingeschrieben haben und die er mit dem Schreiben versucht loszuwerden.
Dabei ist die Position, die Wolf Haas einnimmt, zugleich distanziert und ganz nah dran an der Mutter, auf jeden Fall sehr sprachversiert und von einem großartigen Humor inklusive tiefer Selbstironie. Hierdurch zeichnet sich besonders der Anfang des Buches aus und streckenweise weitere Passagen, in denen der Autor in eigener Person spricht. Die mäandernde Wiedergabe der Erzählungen und Lamentos der Mutter hingegen, die beginnen im Buch immer mehr Raum einzunehmen, fand ich teilweise öde. Wahrscheinlich sehr angemessen, das so wieder zu geben, auch die Gesamtform des Buches macht Sinn - und doch, ich kann es drehen und wenden wie ich will, teilweise haben diese Passagen mir nicht besonders viel Spaß gemacht.
Wolf Haas refelktiert das Wesen der Wiederholung, das im Buch und im Lamentieren der Mutter liegt, selbst wiederholt (!) - und ja, das leuchtet ein, holt er doch, wie vor Demenz und Sterben die Mutter, das Erlebte und Erzählte immer wieder vor, holt es wieder und wieder. (Der Mutter, so scheint es, geht es zum ersten Mal gut, als sie das Meiste vergessen hat.)
Ich kannte Wolf Haas bisher nur als Wiener Krimiautor, dieses Buch hat mir noch einmal etwas anderes gezeigt, etwas (ebenfalls) sehr Österreichisches, da steh ich ja total drauf. Vermutlich sind sogar die Wiederholungen österreichisch - denn hier wurde die Psychoanalyse erfunden und ich finde das oft in der Literatur der Österreicher:innen, dieses Drehen und Wenden und Hin und Her der Worte. Wie so ein Ösi-Rap: "Und dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin. Und wieder zum Staube zurückkehrst. Hiphopper hergehört! Du bist Staub, Alter! Staub! Deine Mudda ist Staube!" (Eigentum, S. 149) Rap und Requiem...