anspruchsvolle, brennend aktuelle Literatur

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sissidack Avatar

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Das ist ein Stück USA-Geschichte, von dem ich noch nie gehört habe. Ich bin mir auch nach Beendigung des Lesens noch nicht ganz schlüssig, ob es sich um wirkliche Geschichte handelt oder ob der Autor sehr frei erzählt hat. Allerdings tendiere ich zu ersterem. Fakt ist, hier handelt es sich nicht um einfache Lektüre. Der Leser muss schon mit allen Gedanken bei der Handlung sein, um nicht den Faden zu verlieren. Fasziniert hat mich die gekonnt bildliche Beschreibung der Charaktere. Der Leser kann sich absolut vorstellen, wie eine Gruppe Männer unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Intelligenz und nicht zuletzt unterschiedlicher Gesinnung auf der Veranda sitzen, tratschen und ihre Mitmenschen beobachten. Wie einschneidend hier Meinungen vermittelt werden, ist eine Grundlage des Rassismus nicht nur in den USA. Sehr gut gefallen hat mir, wie am Ende der Handlung Zusammenhänge zwischen einzelnen Protagonisten aufgezeigt wurden. Erst jetzt kann der Leser verstehen, welche Ursachen zu bis dahin unverständlichen Handlungen führten. Wie kompliziert das Verhältnis zwischen Weißen und Farbigen trotz langem nebeneinander Leben ist, erschüttert.. Es bedarf nur einer Äußerung, eines nicht besonders klugen Mannes und schon wird ein Mensch erschlagen.
William Melvin Kelley hat mit diesem Roman nicht nur ein Stück USA-Geschichte festgeschrieben. Nein! Schauen wir uns die derzeitigen Probleme mit Emigration und Fremdenfeindlichkeit an! Aus dieser Sicht sind die bearbeiteten Probleme brandaktuell.