Wider den Rassismus

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lielo99 Avatar

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EinAndererTakt erschien bereits im Jahr 1962 unter dem Originaltitel A Different Drummer. Der Autor William Melvin Kelley wurde schon vor vielen Jahren als der „übersehene Gigant der amerikanischen Literatur“ bezeichnet. Er wurde 1937 in einem Sanatorium auf Staten Island geboren. Seine Mutter litt an Tuberkulose und sie trug den Jungen entgegen der Warnungen ihrer Ärzte aus. Das Risiko wurde mit der Geburt eines gesunden Kindes belohnt. Gestorben ist William im Jahr 2017 in Harlem.

Der Roman beginnt mit einem Rückblick als Sklaven noch angekettet und in Schiffen nach Amerika kamen. Grauenhaft, wie die Menschen bei ihrer Ankunft begutachtet wurden. Wie Tiere behandelten die Weißen Herren sie und zahlten je nach Gesundheitszustand und Ausbau der Muskulatur für sie. Die Menschen wurden teilweise mit Peitschen vom Schiff getrieben. Ein dunkelhäutiger Riese wehrte sich gegen die Machenschaften und ihm gelang es, einige seiner Peiniger auszuschalten.

Tucker ist ein Mann, der in EinAndererTakt seine Farm zunächst mit Salz überschüttet. Dann tötet er seine Kuh und das Pferd und steckt anschließend das Haus an. Er nimmt Frau und Kind um das Land zu verlassen und alle Schwarzen mitzunehmen. Niemand will mehr in der Gegend bleiben. Die Weißen wundern sich zunächst und erst nach und nach wird ihnen klar, was damit zusammenhängt.

Das Buch glänzt durch seine klare und zugleich ausgefallene Sprache. Sie ist kaum mit dem schriftstellerischen Versuch so mancher „Autoren“ der heutigen Zeit. Es berichtet nicht chronologisch sondern beginnt mit dem Verlassen der Farm. Danach wird aus Sicht von verschiedenen Leuten der Werdegang bis zu diesem Ereignis beschrieben. #EinAndererTakt liest sich nicht nebenbei, sondern es ist Konzentration gefragt. Dafür wird der Leser mit einem literarischen Hochgenuss belohnt.

Tucker ist ein „Neger“, ja auch dieses „Unwort“ kommt häufig in dem Buch vor. Der Autor schreibt dazu, dass es nur dann ein Schimpfwort sei, wenn es auch so gemeint ist. Der Junge lässt sich nicht verbiegen und macht Dinge, die von seiner Umgebung zunächst nicht verstanden werden. Er sagt: Jeder kann seine Ketten abstreifen. Der nötige Mut, ganz gleich, wie tief er begraben ist, wartet nur darauf, gerufen zu werden.“ #EinAndererTakt ist aber viel mehr als die Darstellung von Rassismus des letzten Jahrhunderts. Es berichtet von Vertrauen und Freundschaft sowie Ungerechtigkeit durch Menschen, die meinen, dass sie über dem Gesetz stehen.

Das Buch war für mich ein Highlight meines Lesejahres 2019 und ich gebe eine ausdrückliche Empfehlung, dass dieses wertvolle Buch von vielen gelesen wird..