Wie findet man seinen eigenen Takt?

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biancaneve_66 Avatar

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Wenn sich jemand eine Farm kauft, rechnet niemand damit, dass er als ersten Arbeitsschritt Salz auf den Feldern verteilt, seinen Viehbestand schlachtet und das Farmhaus anzündet. Wenn es sich dabei außerdem um einen Farbigen handelt, ist das Erstaunen umso größer. Tucker Caliban zettelt mit seiner ungewöhnlichen Tat – die vor den Augen vieler Zuseher geschieht – einen regelrechten Exodus an: er verlässt nicht nur die Kleinstadt, sondern wandert in einen anderen Staat der USA aus - und alle Afro-Amerikaner des Südstaates tun es ihm gleich, bis nicht ein einziger mehr von ihnen im Land ist.
Die verbliebenen Weißen sind daraufhin wie vor den Kopf gestoßen. In Rückblenden stellen sie Mutmaßungen über Tuckers Beweggründe an; sie legen ihre verschiedenen Sichtweisen über Tucker, vor allem aber auch über ihr eigenes Leben dar.
„Rasse“ – leider auch in unserer Zeit immer noch ein sehr aktuelles Thema. Der farbige Autor des Romans kennt die Weißen gut, er analysiert, legt ihnen Worte in den Mund, die schlüssig scheinen, geht mit Sarkasmus an das Thema heran; aber er serviert dem Leser die Beweggründe Tuckers nicht auf dem Tablett, sondern bringt sie dem Aufmerksamen mit jedem Kapitel etwas näher. Dieses Buch beschert dem Leser so manches Aha-Erlebnis – es ist eben nicht alles so, wie es scheint.
Der Stil des Romans ist sehr flüssig, recht angenehm und sehr ansprechend verfasst. Ein absolut lesenswertes Buch, das – leider – seit der Erstausgabe in den Sechziger Jahren nicht viel an Aktualität verloren hat.