Ein anderes Paradies

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ealwyn Avatar

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Die Buchanans sind alles, was Charlotte nicht ist: laut, schillernd, reich, angesagt und farbenprächtig. Der heimliche Traum eines jeden Mädchens. Als sie die beiden trifft, wird plötzlich alles ganz anders, als Charlotte es kennt. Julia und ihr Bruder Sebastian üben eine enorme Faszination auf die Stipendiatin aus - genau wie der Rest der Familie.

Chelsey Philot schreibt sehr lebendig und zeitgetreu, nimmt den Leser mit ihren Worten gefangen. Gleichzeitig ist es aber auch so, als würde sie eine kleine Parallelwelt kreiren - das Internat - in der es nur gelegentlich Einflüsse von außen gibt. Gerade am Anfang der Erzählung ist dieser Eindruck stark. Die Charaktere sind sehr kompliziert aufgebaut, stellenweise auch sehr abstrakt. Hier eine Anmerkung: Französischkenntnisse kommen Einem sehr gelegen, wenn man das Buch liest. Jedenfalls ist etwas von jedem dabei, Sebastian, der irgendwie tollpatschig ist, Julia, die ihren Reichtum zeigt, indem sie alle möglichen Dinge hortet und auch noch die ältesten Sachen aus der Kleiderspende anzieht und Charlotte, die Künstlerin, deren Gedanken in Richtungen gehen, die man nie erwartet. Julia will wissen, was zum Tod ihrer Schwester führte, die in einem Unfall gestorben ist. Sie zieht Charlotte immer tiefer mit hinein, deswegen wird es auch immer spannender. Eigentlich sollte man ja meinen, dass das Thema "Mädcheninternat" irgendwann langweilig wird, auch die Kluft zwischen Arm und Reich und alle entstehenden Konflikte. Diesen Gedanken kann man hierbei getrost ablegen, es ist spannend. Sehr sogar. Vielleicht aber eher ein Frauen- oder Mädchenroman, weil der Tiefsinn teilweise überhand nimmt. Enorm gefühlsbetont.

Gigantisch.