Eine schöne Geschichte, aber die Idee dahinter...?

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ismaela Avatar

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Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch.

Die Geschichte, die Philpot erzählt, ist nicht neu: eine arme Schülerin freundet sich mit einer reichen an und gerät so in die gehoberenen Kreise der "Reichen und Schönen", und lässt sich von diesen in ihren Bann schlagen. Natürlich gibt es auch ein "dunkles Geheimnis", an dem letztendlich wenn nicht alles, so zumindest das meiste zerbricht.
Die aus normalen Verhältnissen stammende Charlotte - Charlie - lernt die reiche Julia Buchanan kennen, beide besuchen die gleiche Schule. Fast vom ersten Moment an, hat Julia einen Narren an Charlie gefressen und weicht ihr nicht mehr von der Seite. Auch Charlie fühlt sich in Julias Gegenwart wohl, und noch wohler fühlt sie sich in der Familie Buchanan. Natürlich kommt sie dem großen Bruder von Julia näher und es entspinnt sich eine Liebesgeschichte. Doch natürlich gibt es auch einen Haken: die ältere Schwester von Julia - Augustine - kam vor einiger Zeit bei einem Autounfall ums Leben, und um diesen Unfall spinnt sich ein Mysterium.

Das Mysterium um diesen Unfall wird dem Zuhörer (bzw. Leser) schon relativ schnell klar, aber auch insgesamt ist die Geschichte nun nicht gerade von Spannung beherrscht. Es wird eher eine ganz normale Teenagergeschichte geschildert, mit Höhen und Tiefen, wie sie jeder in diesem Alter mitmacht. Sehr schön fand ich, dass Julia trotz ihrer Stellung und ihres Rufes eine sehr liebenswerte Person ist, die überhaupt nicht "schnöselig" rüberkommt, so wie Charlie es einmal treffend formuliert. Auch ihre Liebe zu Charlie ist echt und ungekünstelt, die zu ihrer verstorbenen Schwester ebenfalls. Die einzelnen Charaktere sind ebenfalls liebevoll gezeichnet, wenn sie auch durch die Bank recht blass bleiben.

Die Sprecherin, die diese Geschichte für Silberfisch eingelesen hat, hat eine sehr angenehme Stimme, der man gerne lauscht, auch Dialoge werden von ihr nicht überzeichnet. Eine richtig gute Leistung.

Warum ich trotzdem "nur" drei Sterne vergebe? Durch Zufall bin ich auf die Geschichte "Wiedersehen mit Brideshead" gestoßen - durch eine andere Rezension - und habe mir die Inhaltsangabe durchgelesen. Auch die Geschichte "Bittersweet" ist vom Inhalt her nahezu gleich; auch vom großen Gatsby wurde sich ausgiebig bedient. Da frage ich mich natürlich schon, was sich die Autorin dabei gedacht hat? Zumindest der Roman von E. Waugh dürfte ihr ganz offensichtlich als Vorlage gedient haben, ob es das bei "Bittersweet" auch war, keine Ahnung. Die Geschichte von "Ein anderes Paradies" ist toll geschrieben/erzählt und soll vielleicht dazu dienen, vor allem Jugendliche an die großen Klassiker heranzuführen, aber abgesehen davon? Wenn man so dermaßen offensichtlich abkupfert, muss man aufpassen, dass das eigene Werk nicht als "ich würde gern wollen, aber ich kanns halt dann doch nicht" untergeht. Denn schreiben kann die Autorin ja.

Alles in allem also ein schöner Roman bzw. Hörbuch für gemütliche Stunden auf dem Sofa.