Rezension zu "Ein anderes Paradies"

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Charlotte geht in einem Mädcheninternat zur Schule und möchte später am liebsten Künstlerin werden. Sie sammelt Andenken aus ihrem Leben und schafft daraus schöne Skulpturen. Nachdem sie ihrer reichen und unnahbaren Mitschülerin Julia aus der Patsche hilft, stellt sich Charlies bisheriges Leben auf den Kopf. Charlotte, die eigentlich viele Freundinnen hat, lässt sich von Julia vollkommen in ihren Bann ziehen und die beiden werden unzertrennlich. Ebenso fasziniert wie von Julia ist Charlotte auch von deren Familie, den Buchanans. Die Familie hat ein Schicksalsschlag ereilt: Gus, Julias ältere Schwester, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ebenso ihr Freund. Nur Julia überlebte den Unfall und hat seitdem mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen. In Charlotte sieht die Familie einen guten Einfluss auf Julia und nimmt sie daher vollends in Beschlag.

Chelsey Philpots Debütroman hebt sich angenehm vom üblichen Jugendromangenre ab. Dies gelingt ihr durch die Ernsthaftigkeit des Themas, aber vor allem durch einen guten Schreibstil. Die Sprache passt zu einem Jugendroman, ist aber nicht zu flach und man kann den Roman sehr gut und flüssig lesen. Die Autorin hat sehr schöne Bilder parat und zeichnet besonders die Charaktere der Geschichte vielschichtig.

Die Geschichte ist ein Bericht aus Charlies Sicht geschrieben, bei dem ich mir insgesamt mehr Handlung gewünscht hätte. Von Anfang an deutet Charlotte an, dass ihre Begegnung mit den Buchanans in einer Tragödie endet. Dies finde ich nach dem Lesen des Romans etwas übertrieben, da hatte ich mir einen ganz anderen Ausgang der Geschichte vorgestellt.

Besonders positiv anzumerken sind die kleinen Details, die den Roman durchziehen. Als Künstlerin sammelt Charlie Andenken aus ihrem Leben und bewahrt sie in einer Kiste auf, was ich ziemlich niedlich finde. Außerdem gibt es nach den Kapiteln oft kleine Einschübe: zum Beispiel werden Chats wiedergegeben, kleine Notizen, Episoden und Gespräche. Das gibt dem Ganzen eine besondere Note.

Was mir vor allem gefallen hat ist, dass Charlie eine sehr vernünftige, nachdenkliche Persönlichkeit ist, die entsprechend handelt. Ihr wird von der Familie Buchanan viel zugemutet und eine große Last auf die Schultern gelegt, was sie aber gut meistert. In vielen Jugendromanen sind die weiblichen Hauptfiguren naiv und unentschlossen, besonders was deren Liebesleben anbelangt. Natürlich gibt es auch in diesem Roman eine Liebesgeschichte, aber die kommt wunderbar ohne Kitsch und überflüssige Dreiecksgeschichten mit dem ewig gleichen Hin und Her aus. Das geht also auch!

Fazit: Mal ein anderer Jugendroman, der auch ernstere Töne anschlägt und schön zu lesen ist.