Glück im und durch Unglück

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fiammetta Avatar

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Bei Sophie Steiner schlägt das Schicksal mehrfach zu. Als ob es nicht reichte, dass sie ihren Mann bei einem Autounfall verliert - sie erfährt kurz danach, dass der Unfall auf seiner Flucht vor ihr und einem Leben mit ihr geschehen ist. Jürgen hat sie offenbar bereits länger betrogen und gerade war gerade dabei, mit seiner Geliebten ein neues Leben zu beginnen. Nach der Beerdigung flieht schließlich auch sie. Sie packt Kater Pepe ins Auto und fährt nach Cornwall, wo sie einmal als Kind mit ihren Eltern Urlaub gemacht hatte. In der Nähe von Lizard Point hat sie schließlich Glück im Unglück. Sie gerät an die wunderbarsten Menschen, die man sich denken kann - der Landarzt James und seine Frau Mabel nehmen Sophie auf Marlow Farm auf, bis sie wieder Kraft getankt hat. Dann aber kehrt Sophie nicht etwa in die Schweiz zurück, sondern baut sich ein neues Leben in Cornwall auf. Sie kauft ein Haus, macht ein Bed and Breakfast auf, kommt Lucas näher. Überhaupt Lucas. Er wird der neue Mann in ihrem Leben - wenn man das erwähnt, nimmt man niemandem die Spannung, der den Roman noch nicht gelesen hat, denn wie wichtig Lucas werden wird, wird dem Leser bereits bei der ersten Begegnung der Beiden klar. Wie sie aber schließlich zusammenwachsen, welche Hindernisse es gibt und wie erneutes Unglück gerade ihr gemeinsames Glück stärkt, das macht den eigentlichen Reiz der Erzählung aus.
Bei all dem ist in erster Linie Sophie im Fokus, Lucas wird nur dort zum Mittelpunkt, wo er dem Leser näher gebracht werden muss, um an Sophies Seite akzeptiert werden zu können. Zumeist jedoch wird Sophies Perspektive eingenommen, ihre Sicht auf die Dinge ist entscheidend. Nur an einer einzigen Stelle, geht die Perspektive unmittelbar von Sophie auf Lucas über: und gerade dadurch ahnt man, dass nun neues Unglück im Anmarsch ist. Aber auch dieses erweist sich am Ende als Bewährungsprobe, das die Beziehung stärkt.
Bei "Ein Bett in Cornwall" von Alexandra Zöbeli handelt es sich um einen Liebesroman, es ist aber zugleich die Geschichte einer Frau, die erst durch eine Lebenskrise in die Lage versetzt wird, zu sich selbst zu finden und die, nachdem sie aus der Krise herausgefunden hat, zunehmend innerlich wächst.Lucas ist so gesehen nichts anderes als ein Lieferant weiterer Bewährungsproben, an denen Sophie wachsen kann. Das macht aus dem Liebesroman einen durchaus interessanten Entwicklungsroman mit mehr Tiefgang, als man erwarten würde.
Und dennoch ist Kritik zu äußern: So einiges ist unglaubwürdig und zugunsten des ungestörten Fortgangs der Erzählung offenbar in seiner Komplexität reduziert worden. Nur ein Beispiel von mehreren (wenn auch nicht vielen) sei erwähnt. Die neugeborene Rosy macht in ihren ersten Lebenstagen noch weniger Probleme als im Mutterleib. Sie schläft unmittelbar durch, schreit nicht, ist ohne Schwierigkeiten über Nacht in fremde Hände abzugeben. Zu viel Glück, um glaubhaft zu sein. Zweitens: Kann man ein Buch nicht besser lektorieren? Nicht dass die Fehlerzahl allzu groß wäre, aber doch immerhin so groß, dass es stört. Wenn man einen Protagonisten mit einem Namen erfindet, der auf 's' endet, dann muss man damit leben können, dass der Genitiv einen Apostroph verlangt...