Jeder macht Fehler, schreibst du, schrieb ich

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bavaria123 Avatar

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"Ein falsches Wort" wird berichtet von der Ich-Erzählerin Bergljot. Sie ist geschiedene Mutter dreier Kinder, Akademikerin um die 50 Jahre. Ihre Geschichte beginnt dramatisch, mit dem Tod ihres hochbetagten Vaters, einem Streit ums Erbe und dem Selbstmordversuch ihrer Mutter.
Nach und nach lernt man ihre Familie kennen, so die Schwestern Astrid, Asa und den Bruder Bard. Und in diversen Zeitsprüngen erfährt man einiges aus dieser Gemeinschaft.
Es geht um Schmerz und Zweifel, Ratlosigkeit, Scheitern, Missbrauch nicht nur von Drogen wie Alkohol und Moral. Es führt weit in die Vergangenheit zurück, in die Zeit als Bergljot ein kleines Mädchen von etwa 5 Jahren war.

Vigdis Hjorth schreibt in einem eher nüchternen Stil, wobei sie auch auf diverse Zeichen verzichtet. Letzteres macht das Lesen für mich nicht gerade einfacher. Dazu kommen besagte Zeitsprünge und Wiederholungen.
Trotzdem ist das Buch lesenswert. Und das liegt eindeutig an der Thematik und den daraus folgenden Gedankengängen. So wie es die Autorin auch selbst beschreibt: "Was sie interessiert, sind nicht die Fakten, sondern die Effekte, die diese Fakten auf eine Familie haben, die es sich in einer Lebenslüge bequem gemacht hat."

Das Buch ist schon einmal 2017 auf dem deutschen Büchermarkt erschienen, da wurde es jedoch kaum nachgefragt. Das ändert sich mit der vorliegenden Übersetzung von Gabriele Haefs.

In Hjorths Heimat hat das Buch und sein Vorgänger eine größere Welle ausgelöst, fühlte sich doch ihre Schwester Helga dazu aufgerufen, eine Art Gegenroman zu verfassen.

Ich empfehle das Buch mit vier Sternen, möchte aber darauf hinweisen, dass man mit einigen Dingen konfrontiert wird, die wenig alltäglich sind. Vielleicht wäre eine Warnung angebracht.
Es lässt den Leser / die Leserin auf jeden Fall eine ganze Zeit nicht mehr los.