Schwere Kost

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Schwere Kost, die sich hinter einem Cover befindet, das eigentlich eher die Leichtigkeit eines Sommertages verspricht. Offen zugeben muss ich, dass ich einige Seiten gebraucht habe, bis ich mich mit dem Stil der Autorin anfreunden konnte. Vigdis Hjorth wechselt nicht nur die Zeitebenen in ihrem Roman, sondern die Heldin Bergljot scheint sich mit ihren Überlegungen und in den Gesprächen mit Freunden, Kindern immer wieder im Kreis zu drehen. Als Leserin wollte ich Bergljot gerne abwechselnd zurufen: „Hau doch endlich mal auf den Tisch“ bzw. „Lass es gut sein und geh Deinen Weg ohne die liebe Familie“. Aber irgendwann gelang es mir Bergljots und damit Vigdis Hjorths Umgang mit dem Thema Missbrauch und Ignoranz/Verdrängung zu akzeptieren. Die Autorin zeigt hier mit leisen Tönen auf, dass es nicht nur um den Täter geht, sondern auch um die Randfiguren vor allem, um deren Umgang mit den Geschehnissen und dass nicht jeder Familienbande und gemeinsame Vergangenheit durchschneiden kann. Diesen Versuch der Abarbeitung schildert Vigdis Hjorth eindringlich. Freud hätte an dieser Familie bestimmt seine Freude gehabt, mir grauste es. Ein Buch für das man Zeit braucht und das nachwirkt.