Sehr traurige Familiengeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bookwood Avatar

Von

Schwierige Themen, die sich Vigdis Hjorth für ihren Roman „Ein falsches Wort“ ausgesucht hat. Es geht um Inzest, Entfremdung von der Familie, Erbstreitigkeiten und Verdrängung von psychischen Problemen durch Alkoholkonsum. Die Protagonistin Bergljot kämpft schon seit ihrer frühen Kindheit mit dem Ungeheuerlichen, das ihr der Vater angetan hat. Die Mutter verdrängt die Geschehnisse zum Selbstschutz und ihre Schwestern wollen sie nicht wahrhaben, da sie selbst den Vater anders erlebt haben. Als der Patriarch stirbt, kommt es zu Erbstreitigkeiten und Bergljot und ihr Bruder Bard, die sich ungerecht behandelt fühlen, sehen sich zwangsläufig wieder mit den Dämonen ihrer Kindheit konfrontiert. Mir war von Beginn der Lektüre des Buches zwar klar, dass es sich nicht um eine leichte handeln würde, aber ich muss wirklich sagen, dass mir Bergljots Geschichte sehr unter die Haut gegangen ist. Ihr lebenslanges verzweifeltes Bestreben, den Missbrauch durch den Vater zu verarbeiten bzw. zu verdrängen wird von der Autorin so beeindruckend dargestellt, die sehr berührend ist.
Den quälenden Kampf den Bergljot immer wieder führt, weil ihre Familie ihre Sicht der Geschehnisse einfach nicht akzeptiert, führt diese immer wieder neu und kann deshalb ihren inneren Frieden nicht finden. Eine ganz traurige Lebenserinnerung, die letztendlich eine klare finale Entscheidung verlangt.
Der Roman ist sicherlich kein Buch, das man lesen sollte, wenn man etwas Unterhaltendes sucht. Mich hat allerdings der brillante Schreibstil von Vigdis Hjorth sehr beeindruckt, so dass ich ihr Werk nicht aus der Hand legen konnte und es sicher noch einige Zeit in mir nachwirken wird.