Spannungsfeld Familie

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miian Avatar

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Zwanzig Jahre, nachdem sie den Kontakt zu ihren Eltern und Geschwistern beinahe komplett abgebrochen hat, muss sich Bergljot nochmals ihrer Vergangenheit und dem Konflikt stellen. Ihre - sehr wohlhabenden - Eltern möchten das Erbe regeln, und entgegen der ursprünglichen Aussage, dass alle vier Kinder gleich behandelt werden sollen, spiegelt sich dies nicht in der Herangehensweise der Eltern wieder. In dem sich entwickelnden Konflikt geht es jedoch schnell um weit mehr als nur das Erbe.
Der gesamte Roman findet aus der Sichtweise von Bergljot statt, jener Tochter, die vor zwei Jahrzehnten den Kontakt abgebrochen hat. Lediglich mit ihrer nächst-jüngeren Schwester Astrid hatte sie hin und wieder telefoniert. Bergljot lässt vergangenes Revue passieren, durch sie erlebt der Leser ihren Austausch mit Astrid und in weiterer Folge auch mit weiteren Familienmitgliedern. Ihr zu Seite steht ihre Freundin Klara, die für sie da ist, sie unterstützt und ihr zur Seite steht. Bemerkenswert ist die fehlende Unterstützung Bergljots durch ihren Lebensgefährten. Er tritt primär in Erscheinung um ihr davon abzuraten, sich in dem Konflikt um das Erbe zu beteiligen und ist genervt, wenn Bergljot mit dem Thema nicht abschließen kann. Er lässt jegliche Empathie und jegliches Verständnis vermissen.
Dieser Roman lässt tief blicken in eine sehr dysfunktionale Familie und wie Bergljot den Umgang ihrer Familie mit ihren Anschuldigungen gegen den Vater erlebt. Als Leser leidet man mit unter dem manipulativen Verhalten der Mutter und der großen Angst vor dem Vater. Jede Erkenntnis Berglojots, welche es ihr ermöglicht, sich weiter von der Familie loszusagen und dem Druck, der Familie willen verzeihen zu müssen, fühlt sich wie eine Befreiung an. Ein sehr gelungenes Werk.