Tauch hinein, doch nur ein Stück...

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verynia Avatar

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"Ein Geheimnis aus Magie und Eis" von Emily Bain Murphy zieht dich in seinen zauberhaften Bann und lässt dich nicht los, bis auch du das Geheimnis gelüftet hast.

Das beginnt schon direkt mit diesem atemberaubendem Cover. Es zeigt ein wunscherschones Ballettkleid mit hellblauem Tüll, der an Eis erinnert. Umgeben ist das Kleid von Bändern und blauen Punkdie schimmern, vor einem dunklen Hintergrund. Ein großes Lob an die Person, die dieses Cover gestaltet hat.

In der Geschichte geht es um die Waisenkinder Marit und Eve. Marit ist schon zu alt, um noch adoptiert werden zu können und arbeitet daher in einer Schneiderei. Eve ist wie eine kleine Schwester für sie. Deshalb geht Marit auch mit gemischten Gefühlen an die Situation, dass Eve von einer der berühmtesten Ballerinas Dänemarks adoptiert werden soll. Eve ist selbst eine wunderbare Tänzerin und das ganz ohne auch nur eine einzige echte Ballettstunde, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass sich Helene Vestergaard sich für sie entscheidet. Doch Marit findet einen Weg Helene ihr Können als Schneiderin darzubieten, wodurch sie eine Anstellung bei ihr bekommt und somit eine Möglichkeit, um bei Eve zu bleiben. Doch in den Mienen der Vestergaards kam Marits Vater und Leben und diese Anstellung gibt ihr die Möglichkeit, dem plötzlichen Ableben ihres Vaters nachzugehen. War es tatsächlich nur ein Unfall? Als alles darauf hindeutet, dass dies nicht so gewesen sein muss und es immer mehr Anzeichen dafür gibt, dass es etwas mit der Magie zu tun hat, die einige Menschen in sich tragen, muss Marit vorsichtiger in ihren Nachforschungen werden. Denn Eve weiß nichts, dass Marit selbst magische Fähigkeiten haben, die sie nach und nach durch den sogenannten "Firn" umbringen werden.

Die Überlegung, dass die Magie ihre Träger:innen von innen heraus zerstört, ist mal eine andere Sichtweise, die mir gut gefällt, denn es ist mal ein anderes Problem mit Magie als die, die man sonst aus anderen Geschichten kennt.
Man spürt sehr, dass die Geschichte von dem Märchen "Die Schneekönigin" von Hans Christian Andersen inspiriert ist. Nicht zuletzt deshalb, weil der Autor selbst in der Geschichte vorkommt (sie spielt um 1865 in Dänemark). Eis, Magie und der Firn. Das hat mich auch sehr an "Die Eiskönigin 2" erinnert (beide Teile ebenfalls von Andersens Märchen inspiriert). Da fiel mir direkt eine Stelle aus dem Film ein: "Tauch hinein, doch nur ein Stück, sonst sinkst du tief, kehrst nie zurück". Je öfter und intensiver die Träger:innen ihre Magie benutzen, desto schneller ereilt sie der Firn und sie sterben daran, gefrieren quasi von innen. Eine wirklich tolle Umsetzung und Neuinterpretation der Autorin, die mich sofort in seinen Bann gezogen hat.

Nun noch zu den üblichen Aspekten:
Der Schreibstil ist verständlich, man kann dem Plot gut folgen. Die Beschreibungen der Umgebungen sind nicht aufdringlich oder ausschweifend und ich konnte mir alles wunderbar vorstellen.
Alle Figuren, die wichtige Haupt- oder Nebenrollen spielen, haben für ihre jeweilige Aufgabe in der Geschichte die genau passende Tiefe bekommen. Ich konnte mich gut in die Figuren und ihre Situationen hineinversetzen und bekam schnell eine Verbindungen zu ihnen.
Die Autorin hat einen stetigen Spannungsbogen gehalten und es geschafft, mich an einigen Stellen mit z.B. einem ordentlichen Twist zu überraschen. Das zeugt von wirklich guter Schreibarbeit.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte das Buch innerhalb von 2 Tagen durch. Empfohlen wird es ab 12 Jahren, aber auch mir als "erwachsene" Leserin hat es sehr viel Freude beschert und mich sehr positiv überrascht.