Interessant und außergewöhnlich

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mondschnuppe Avatar

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Ich bin insgesamt von Doireann Ní Ghríofas Debütroman "Ein Geist in der Kehle" sehr angetan. Der Roman erzählt die Geschichte der Autorin selbst und ihrem Leben als Mutter von vier Kindern. Ghríofas Alltag ist geprägt von der Mutterrolle, in der sie sich aufopferungsvoll um ihre Familie kümmert und dabei ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellt. Doch als sie auf ein Gedicht von Eibhlín Dubh Ní Chonaill stößt, beginnt sie sich intensiv mit dem Leben und Schaffen dieser Dichterin aus dem 18. Jahrhundert zu befassen.

Das Buch ist geprägt von einem sehr poetischen Schreibstil, der eine hohe sprachliche Intensität besitzt und oft sehr lyrisch daherkommt. Jedes Kapitel beginnt zudem mit einem Auszug aus einem Gedicht von Eibhlín im irischen Original sowie einer englischen und deutschen Übersetzung. Besonders gut hat mir gefallen, dass am Ende des Buches die gesamte Totenklage von Eibhlín abgedruckt wurde, denn im Verlauf des Buches wurde viel über sie gelesen.

In diesem Roman geht es um das Leben als Frau, um die Herausforderungen des Mutterseins und die Selbstbestimmung. Ghríofa vergleicht immer wieder die Geschichten der beiden starken Frauen aus dem 18. und 21. Jahrhundert und zeigt, wie sich die Rolle der Frau im Laufe der Zeit verändert hat. Es ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frauenwelt und Emanzipation, die für jede Frau sehr lesenswert ist.

Die Lebenssituation der Autorin, die als Mutter von vier Kindern ein stressiges Leben führt, fand ich sehr interessant. Allerdings fehlte mir manchmal die Motivation, das Buch in die Hand zu nehmen, da es nicht immer flüssig zu lesen war. Der anspruchsvolle Schreibstil und die lyrische Sprache erfordern viel Aufmerksamkeit vom Leser und könnten für manche Leser abschreckend wirken.

Ein Kritikpunkt, den ich habe, ist dass ich gerne mehr über die Randpersonen erfahren hätte, wie zum Beispiel Ghríofas Ehemann auf die Obsession seiner Frau reagiert. Allerdings würde dies wahrscheinlich dem Anspruch eines rein weiblichen Textes widersprechen.

Insgesamt kann ich sagen, dass "Ein Geist in der Kehle" ein sehr außergewöhnlicher Text ist, der mich aufgrund seiner Sprache und Thematik sehr angesprochen hat. Wer anspruchsvollere Literatur sucht und dem Mainstream entfliehen möchte, wird an diesem Buch sicherlich Gefallen finden. Besonders für Lyrikliebhaber ist es ein absolutes Muss, da das Klagelied von Eibhlín in drei Sprachen am Ende des Buches abgedruckt ist.