Leidenschaft, die mich nicht mitnehmen konnte.

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sunnyju Avatar

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„Ein Geist in meiner Kehle“ ist teils autobiografisch, teils fiktional. Die Erzählung fühlt sich durch die Ich-Perspektive sehr authentisch an, als würde man der Autorin in ihrem Leben und bei ihrer Suche begleitet. Sie berichtet einerseits von ihren Pflichten und dem Alltag als Mutter, andererseits von ihrer Auseinandersetzung mit einem Gedicht von Eibhlín Dubh Ní Chonaill, die zu einer Spurensuche in der Vergangenheit führt. Dies schildert sie sehr lyrisch, in einem besonderen, poetischen Schreibstil.

Ich fand sowohl die Beschreibungen der Gegenwart, als auch die der Vergangenheit weitestgehend interessant, aber leider konnte es mich nicht wirklich packen. Das Gedicht, dass die Autorin so fesselt, dass sie damit gefühlte Jahrzehnte ihres Lebens verbringt, so dass manchmal dabei die eigene Familie zu kurz kommt, war für mich ähnlich: interessant, aber die Leidenschaft, die es in ihr geweckt hat, war für mich nicht nachspürbar. Auch die Art, in der Mutterrolle aufzugehen, die für mich als Mutter in der Leseprobe noch nachvollziehbar war, bekommt im Lauf des Buches ein Maß an Selbsthingabe, dass mir die Identifikation verloren gegangen ist. Am Ende habe ich mir beim Lesen eher Sorgen gemacht, was eigentlich hinter dem (auch immer wieder benannten) Bedürfnis der Autorin steht, sich selbst in anderen Aufgaben zu verlieren. Als ob nichts von ihr übrig bliebe, wenn sie sich nicht gerade um ein Kind oder um historische Figuren kümmern könnte…

Es steckt so viel Leidenschaft in diesem Buch, aber leider konnte die mich nicht erreichen. Ich war froh, dass ich zumindest bei dem mütterlichen Teil ein Stück mitgehen konnte, ich glaube, hätte ich selbst keine Kinder, wäre mir der Zugang zu dem Buch noch schwerer gefallen. Genau aufgrund dieser Leidenschaft und dem sehr persönlichen Inhalt, finde ich eine Bewertung schwierig. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, aber bewegt hat es mich leider wenig. Deshalb insgesamt 3,5 Sterne.