Poetisch erzählter und ungewöhnlicher Text

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Das Buchcover des Prosatextes ‚Ein Geist in der Kehle’ wirkt auf der einen Seite recht düster, die große helle Schrift, die ins Auge sticht verleiht dem Cover aber auch eine gewisse Leucht- und Strahlkraft.
Mir persönlich gefällt es nicht so gut, die Verbindung zum Text überzeugt jedoch.

Der zunächst etwas befremdlich zu lesende Buchtitel hat mich neugierig gemacht. Auch der Zusatz: ‚Dies ist ein weiblicher Text’, hat mich beeindruckt und mein Interesse geweckt. Aufgrund der Leseprobe hätte ich mir das Buch wahrscheinlich nicht gekauft.

2012: Die Ich-Erzählerin lebt mit ihrem Mann, ihrem schulpflichtigen Sohn, einem Kleinkind und einem Baby in eher bescheidenen Verhältnissen in Irland. Mehrfach müssen sie, aufgrund von Mieterhöhungen, umziehen. Sie schildert ihren Alltag zwischen Kindern, putzen, Milch abpumpen und weiteren täglichen Aufgaben, die ihr als Mutter, die zu Hause bei den Kindern bleibt, zufallen. Sie wird ein weiteres Mal schwanger und ihr neugeborenes Mädchen schwebt kurzzeitig in Lebensgefahr. Während dieser schicksalhaften Ereignisse, kehren ihre Gedanken immer wieder zu der irischen Adeligen Eibhlin Dubh Ni Chonaill, aus dem 18. Jahrhundert, zurück. Diese adelige Schriftstellerin hatte sie bereits als Schülerin kennengelernt.
Ständig und immer wiederkehrend kreisen ihre Gedanken um diese Schriftstellerin und ihr Schicksal.

Im 18. Jahrhundert: Eibhlin Dubh Ni Chonaill verliebt sich in Art Ó Laghair aus Rathleigh und heiratet ihn gegen den Willen ihrer Eltern. Als Art nach einem langjährigen Streit erschossen wird, eilt Eibhlin zum Ort des Geschehens. Sie trinkt von seinem Blut und verfasst ein 36 Strophen umfassendes Klagelied. Das sogenannte Caoineadh überlebte in mündlichen Überlieferungen, wurde jedoch erst Jahrzehnte später schriftlich verfasst.

Im hier und jetzt: Schon fast besessen macht sich die Erzählerin auf Spurensuche, sucht und findet eine Verbindung zu Eibhlin, ihrem Schicksal und das, in Irland sehr bekannte, Klagelied. Sie stellt sie sich vor, sucht die Orte auf an denen sie gelebt hat und versucht ihr so nahe zu sein.
Ihre obsessive Suche geht soweit, dass sie ihre Familie regelrecht emotional vernachlässigt und die Verbindung zu Eibhlin scheinbar ihr einziger Halt ist, um überhaupt noch den Alltag zu überstehen. Letztlich verfasst sie eine eigene Übersetzung des Klageliedes, um Eibhlin noch enger verbunden zu sein.

Fazit:
Leider konnte ich mich als Leserin nicht in die Ich-Erzählerin hineinversetzten und der Funke ist einfach nicht übergesprungen.
Auch wenn der historische Hintergrund sehr interessant ist, konnte mich der Text nicht fesseln. Die Besessenheit der Erzählerin ist mir schon fast befremdlich.
Ein ungewöhnlicher, teilweise lyrische Text, der mir beim ersten Lesen nicht wirklich gefallen hat. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es ein Text ist, dessen Schönheit einem erst beim zweiten oder dritten Lesen gefangen nimmt.