Sehr außergewöhnlich!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
juttas Avatar

Von

Ein besonders außergewöhnliches Buch versteckt sich hier hinter diesem geheimnisvollen Cover.

Die Autorin beschreibt in einer besonders lyrischen, ausdrucksstarken Sprache ihr eigenes Leben als junge Mutter von 4 Kindern, das geprägt ist von Listen, Windeln, stillen, Kinder abholen und Haushalt.
In dieser Phase, in der sie sich aufopfernd um ihre Familie und deren Bedürfnisse kümmert und all ihre eigenen hinten anstellt, stößt sie auf ein Gedicht der Irin Eibhlin Dubh Ni Chonaill, das sie bereits als Kind fasziniert hat.
In diesem Klagelied, das 36 Strophen umfasst, beklagt die Irin den gewaltsamen Tod ihres Mannes und ihr daraus resultierendes Schicksal.
Doireann ist besessen davon, mehr über diese Dichterin und deren Leben zu erfahren, liest alle Übersetzungen, die sie auftreiben kann, bis sie auch selbst eine verfasst.
Es wird zur Obsession, das Leben dieser Eibhlin zu recherchieren, die Orte und Plätze aufzusuchen, an denen sie sich jemals aufgehalten hat. Jede freie Minute ist ausgefüllt mit ihren Gedanken um die mysteriöse Dichterin, zu der sie eine tiefe Verbundenheit fühlt und immer mehr Parallelen zwischen ihrer beider Leben zu entdecken glaubt.
Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Phrase aus der Totenklage, was mir sehr gut gefallen hat.
Auch, dass am Ende des Buches alle 36 Strophen in 3 Sprachen abgedruckt ist, finde ich toll. Hat man doch im Laufe der Geschichte schon viel über die historische Dichterin erfahren. So kann man sich noch einmal ein gesamtes Bild über das Gedicht machen.
Die Sprache des Buches ist außergewöhnlich, lyrisch und sehr ausdrucksstark. Dies hat mir überaus gut gefallen.
„Es ist ein weiblicher Text“, diese Phrase kommt zunächst häufig vor. Ich konnte mir zu Beginn nicht wirklich viel darunter vorstellen. Doch unter dem Gesichtspunkt, dass über das Leben einer jungen Mutter, über Geburt, stillen, Windeln wechseln, über Brustentzündung, schlaflose Nächte und Blut, aber auch über Selbstbestimmung und Aufopferung erzählt wird, bekommt diese Phrase ihre Berechtigung. Ich habe mich hier als Mutter wiedergefunden.
Durch die Gegenüberstellung der beiden Frauen aus dem 18. und 21. Jahrhundert erhält das Buch eine interessante Dynamik, auch wenn mir phasenweise die fast dokumentarische Beschreibung über Eibhlins Leben fast zu viel war.
Ein bisschen zu kurz kamen mir die Nebenpersonen, wie zum Beispiel Doireanns Ehemann und seine Meinung zur Obsession seiner Frau.

Ein überaus besonderes, lyrisches Buch über das Leben einer Frau.
Eben von Frau zu Frau.