Zwei Frauen, über Jahrhunderte verbunden

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lilly_molamola Avatar

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Doireann Ní Ghríofa vermischt ihre eigene Lebensgeschichte mit jener einer jungen Adeligen im 18. Jahrhundert, die über den brutalen Mord an ihrem Mann ein Gedicht verfasst hat, um ihre Trauer und ihren Schmerz verarbeiten zu können - ein so genanntes Caoineadh. Mehrmals im Roman betont die Autorin, dass es sich um einen weiblichen Text handle. Ihr eigenes Leben, bestimmt vom Wunsch nach einem eigenen Kind, dem beinahen Verlust eines Kindes und dem unausweichlichem und hektischem Alltag, wird alsbald dominiert von ihrer Spurensuche nach Eibhlin Dubh. Deren Gedicht kennt Doireann seit ihrer Schulzeit und ist zutiefst fasziniert davon. Doch wer war die Frau, deren Verlust durch ihre Worte greifbar ist? Die Autorin versucht auf beinahe krankhafte Weise, mehr über ihr Leben und den Verbleib ihrer Familie herauszufinden; sie reist an Orte, die für Eibhlin wichtig waren und wagt sich an eine eigene Übersetzung des Gedichtes. Die Recherchen der Autorin, was aus Eibhlins Angehörigen wurde, wohin sie gingen, was aus ihnen wurde, weitaus fesselnder als die Passagen aus ihrem eigenen Leben. So wie ihre wahnhafte Suche nach Eibhlin etwas Verstörendes hat, so konnte ich auch den Wunsch nach einem weiteren Kind nicht nachvollziehen - erwähnt die Autorin doch mehrmals im Buch, dass ihr Mann und sie bereits jetzt chronisch überfordert sind. Zudem waren mir die inhaltlichen Sprünge stellenweise einfach zu viel. Alles in allem aber ein sehr interessantes und gelungenes Buch!