Ein besonderes historisches Setting

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clara_mag_norman Avatar

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Der Kriminalroman um Ispettore Gaetano Lamprecht spielt im Sommer 1914 in Triest.
Gaetano spricht deutsch und italienisch und hat sowohl österreichische als auch italienische Wurzeln. Das Zusammenspiel der verschiedenen Einflüsse gestaltet sich sehr interessant.
Das Attenat in Sarajevo sorgt nun für große Unruhen und droht, die Gesellschaft zu spalten. Inmitten dieser verqueren Situation muss Ispettore Lamprecht einen Mord aufklären. Dabei werden ihm allerdings von verschiedenen Seiten Knüppel zwischen die Beine geworfen und er macht sich bei den Ermittlungen allerlei Feinde. Hinzu kommen noch Unstimmigkeiten in der familiären Situation sowie eine unglückliche Liebe.
Gaetano pflegt eine große Leidenschaft: das professionelle Radfahren. Doch dieses ist zu seiner Zeit noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen und auch hier ist die Situation nicht immer einfach für ihn.
Das zeitliche Setting ist überaus interessant und wir erfahren viel über die Gepflogenheiten und Ansichten der verschiedenen Parteien.
Sprachlich ist der Kriminalroman sehr gut gelungen, wir finden eine der Zeit angemessene Sprache vor, die sich aber auch gut lesen lässt. Die Figuren und Orte sind alle vorstellbar beschrieben, mir fehlte allerdings ein wenig die Charakterentwicklung. Da es wohl ein erster Band wird, sei dies noch dahingestellt.
Allerdings habe ich mich streckenweise gelangweilt. Wir haben sehr viele verschiedene Handlungssequenzen und so setzt sich das Bild bruchstückhaft zusammen. Wir erleben auch einige unvorhergesehene und überraschende Wendungen, aber leider konnte mich der Plot dennoch nicht wirklich fesseln.
Zur Haptik des Buches muss ich mich an dieser Stelle leider auch äußern. Es ist sicherlich Geschmackssache, aber für mich war das Lesen dieses Buches allein aufgrund des Buchdeckels extrem erschwert. Es handelt sich um eine einfache Pappe, die sowohl den Buchrücken als auch die Deckel umschließt. Sie ist allerdings nicht abgerundet, sondern man sieht das Grau der Pappe und spürt die scharfen Kanten beim Halten. Das Buch in zwei Händen zu halten war daher sehr unangenehm. Die Bindung ist aufgrund des harten Buchrückens sehr eng. Dann noch die Textblöcke so weit nach innen zu setzen, obwohl man das Buch eh kaum aufhalten kann, verstehe ich nicht. Ich habe schon Romane von Picus gelesen, die "normal" gebunden waren, aber das hier war für mich eine Katastrophe. Hier kann der Autor natürlich nichts dafür. Dennoch hat es beim Lesen arg gestört.
Für Fans von historischen Kriminalromanen, die nicht allzu viel Action erwarten, könnte das Buch durchaus etwas sein, mich hat es leider nicht überzeugt.