Ein Krimi wie ein Mosaikkunstwerk

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corbinian Avatar

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Krimis erfreuen sich schon immer große Beliebtheit. Gerade historische Krimis sind aktuell sehr erfolgreich und da gerade die Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg mit seinen gesellschaftlichen und politischen Besonderheiten und den Änderungen eben dieser Besonderheiten innerhalb weniger Jahre. Dazu kommen natürlich noch neue Erfindungen und Entwicklungen in anderen Bereichen und diese bieten den Autor*innen zusätzliche Möglichkeiten.

Der Autor Christian Klinger, gebürtige Wiener und wohnhaft in Triest, hat sich seine Wahlheimat als Ort der Handlung seines Krimis, Ein Giro in Triest, ausgesucht. Historisch hat er sich den Vorabend des 1. Weltkriegs, nämlich die Tage vor und nach dem Mord an Erzherzog Franz Ferdinand. In Italien gibt es Unabhängigkeitsbestrebungen und Verräter wollen das Chaos nutzen. Eine spannende Zeit und ein spannender Ort. Wahrscheinlich hat auch deshalb der Picus Verlag zugeschlagen und das Buch veröffentlicht.

Die Hauptfigur des Krimis ist Gaetano Lamprecht, Sohn eines österreichischen Bankiers und einer italienischen Mutter. Die Familie musste Österreich verlassen und lebt nun in Triest. Gaetano wird direkt am Anfang des Buches zu einer Leiche gerufen und seine Ermittlungen führen ihn sofort zum Militär und als es dann zum Attentat auf den österreichischen Thronfolger kommt, nehmen diese Ermittlungen eine drastische Wendung, denn plötzlich fügen sich kleine Mosaiksteinchen seiner Ermittlung zu einem größeren Bild zusammen und Verrat, die Unterwelt Triests und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Italiener*innen werden offenbar. Zum Glück, und das in wichtiger Hinsicht, ist Gaetano eine begeisterter Radfahrer, einer neuen Sportart, die gerade in Italien einige Fans hat. Damit schließt sich der Kreis zum Titel.

Der Krimi ist wirklich gelungen und es gelingt dem Autoren die verschiedenen historischen Elemente gut miteinander zu verknüpfen. Die runde Hauptfigur mit seiner Hintergrundgeschichte, auftretende Nebenfiguren und Antagonisten passen gut hinein und sorgen für die nötige Spannung. Sprachlich ist das Buch gelungen, aber noch ein gutes Stück von einem Meisterwerk entfernt. Etwas verwirrt hat mich im Nachhinein tatsächlich der Klappentext, der irgendwie nicht so perfekt passt und zu viel vorwegnimmt. Das nimmt den gelungenen Buch aber nichts weg, es liefert nur teilweise unerfüllte Erwartungen.

Fazit: Ein Giro in Triest ist ein gelungener historischer Krimi, der geschickt historische Ereignisse, echte und fiktive Personen und das Rennrad zu einem schönen und unterhaltsamen Mosaik verbindet. Die Epoche und die Hauptfigur haben noch mehr zu bieten, deshalb wäre ein zweites Buch durchaus möglich und zumindest ich würde es mir wünschen.