Ermittlungen in flirrender Sommerhitze an der Adria

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alicii Avatar

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Eine Zeitreise ins Jahr 1914: in Deutschland herrscht der Kaiser, ebenso in Österreich. Beide Länder sind deutlich größer als heute, Österreich erstreckt sich sogar bis zum Mittelmeer. Auf dem Balkan brodelt es schon länger, die Spannungen entladen sich beim Attentat auf den österreichischen Thronfolger.

Gaetano Lamprecht ermittelt gerade in einem Todesfall in der Armee als sich die Ereignisse auf dem Balkan überschlagen und er von höchster Stelle damit beauftragt wird, einer scheinbaren Verschwörung in Triest auf den Grund zu gehen. Doch die Lage ist verworren, wer steckt tatsächlich hinter der Drohung, die Särge des ermordeten Thronfolgerehepaars zu stehlen? Die Italiener? Die Slawen? Oder doch Leute aus den eigenen Reihen?

Es gelingt dem Autor sehr gut, die Probleme der Vielvölkerstaaten einzufangen, die es ja noch heute auf dem Balkan gibt. So sieht sich auch Gaetano als Sohn einer italienischen Mutter und eines österreichischen Vaters im Laufe der Ermittlungen mit der Frage konfrontiert, ob er sich als Österreicher oder als Italiener sieht.
Generell scheint der Roman gut recherchiert zu sein, man merkt, dass der Autor häufiger Gast in Triest ist. Das Erzähltempo variiert, passt aber stets zur Dichte der Ereignisse. Im letzten Drittel des Romans überschlagen sich die Ereignisse und Gaetano wächst über sich selbst hinaus. Es scheint etwas unrealistisch, welches Pensum er bewältigt, allerdings ist er ja auch ein versierter Radsportler.

Gerade weil die damaligen territorialen Grenzen doch sehr von den heutigen abweichen, wäre es schön gewesen, eine Karte von Triest und der näheren Umgebung zu haben. So hätte man Gaetanos Ermittlungen in und um Triest auch gut räumlich nachvollziehen können.