Spannende Ermittlung im Schmelztiegel der Kulturen

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biancaneve_66 Avatar

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Im Sommer 1914 brodelt es in Triest, denn die Meinungen der Monarchisten, Irredentisten und Mitglieder der italienisch-slawischen Unterwelt klaffen weit auseinander. Die Nationalisten drohen nach der Ermordung des Thronfolgerpaars außerdem mit der Entführung der Särge. Ispettor Gaetano Lamprecht mit italienischer Mutter und österreichischem Vater ist in seinem ersten Fall mit der Wiederbeschaffung beauftragt und kann sich aus manch brenzliger Situation nur retten, weil er ein trainierter Radsportler ist. Doch er ist nicht nur beruflich gefordert, auch private Herausforderungen plagen ihn, denn seinetwegen musste die ganze Familie Wien verlassen.
Das Cover zeigt einen Mann allein in einer finsteren Gasse, die nur durch eine Laterne beleuchtet wird und weist somit auf eine Handlung hin, bei der einiges im Dunklen liegt. Die Geschichte spielt in einem Zeitraum von acht Tagen, die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge. Auch der Schreibstil ist sehr ansprechend und wird durch etliche Dialoge aufgelockert.
Der Autor rollt nicht nur die historischen Zusammenhänge und politischen Verwicklungen jener Zeit auf, sondern informiert auch über die technischen Entwicklungen und zeichnet damit ein realistisches Bild der damaligen Zeit. Durch die detaillierten Beschreibungen von Triest und Umgebung findet sich der Leser sehr gut zurecht und fühlt sich in die Atmosphäre der damaligen Zeit versetzt. Bekleidung, Gastronomie, Straßen und Plätze werden greifbar, dennoch ist dieser „Giro“ sicher kein Spaziergang; und auch kein Radrennen in und um Triest. Die gesamte Geschichte ist spannungsgeladen; an manchen Stellen kommt sie einem so abenteuerlich vor, dass man es im ersten Augenblick gar nicht für möglich halten mag oder die Situationen zumindest nicht so erwartet hätte. Dennoch passt am Ende der Geschichte alles sehr gut zusammen.
Die Charaktere sind lebensnah gezeichnet und ihre Reaktionen sind nachvollziehbar. Besonders sticht natürlich der sympathische Protagonist Lamprecht hervor, aufgrund seines Alters ein Heißsporn, der viel Eigeninitiative an den Tag legt und sich dadurch nicht nur Freunde schafft. Aber auch seine Familie und die weiteren Handelnden sind sehr realistisch beschrieben.
Interessierte können sich durch Recherchen ein noch genaueres Bild jener Zeit machen und die Lektüre durch entsprechenden Fotos und Dokumente vertiefen. Leser mit geringerem historischem Wissensdrang werden sich dennoch sehr an der spannenden Kriminalgeschichte erfreuen. Dem Autor ist mit diesem Buch ein authentischer Auftakt gelungen und man darf auf eine baldige Fortsetzung der Fälle rund um den Ermittler Lamprecht hoffen.