Kein Stein bleibt auf dem anderen

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jam Avatar

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"Ihr Herz pocht vor Aufregung über das, was sie dort im Garten gesehen hat, und sie weiß, dass Josephine nie mit ihr über diesen Vorfall sprechen wird. Also lehnt sie sich zurück und versucht, wieder in einen Tagtraum zu entfliehen.
Doch sie kann nicht länger die Mitfahrerin auf der Rückbabnk sein, die tut, wie ihr geheißen.
Heute ist es anders."
Seite 14
Pip wurde schwanger - mit 16. Ihre Eltern, vor allem ihre Mutter, übernahmen daraufhin das Ruder. Sie zogen Pips Tochter Bella auf, trafen jede Entscheidung für die beiden. Pip hat nie den Führerschein gemacht, arbeitet im selben Job wie ihre Mutter. Mittlerweise ist sie 32 und es gewohnt, jeden Schritt von ihrer Mutter Josephine bestimmen zu lassen.
Pips einzige Ausflucht: Kleine Papierherzen mit Gedichten, versteckt in Origamifiguren, in einer Schachtel verborgen, in einer Schublade geschützt. Als ihre Eltern sie auch noch mit Sammy Wolverson, dem Chef ihres Vaters verkuppeln wollen und Jamie, Bellas Vater, wieder in der Stadt ist, wagt sich Pip aus der Deckung. Unterstützt von ihrem neuen Freund Io beginnt sie langsam, für sich einzustehen und endlich ihr eigenes Leben und ihre Rolle als Bellas Mutter zu leben. Kein Stein bleibt auf dem anderen.
Der Beginn des Buches ist schwer, bedrückend. Intensiv habe ich Pips Unterdrückung gespürt, wie sie sich in ihrem winzigen Zimmer im Haus ihrer Eltern versteckt. Ohne Freunde sind die kleinen Papierfiguren die einzige Art, sich abzulenken und mitzuteilen. Auch Jamie wurde damals aus der Stadt, in ein fremdes Land, geschickt. Seither fanden wenige Treffen unter Aufsicht beider Eltern statt, er hat kaum eine Verbindung zu Bella. Pip leidet sehr darunter, sie möchte Bella eine Mutter sein und beginnt langsam, eigene Entscheidungen zu treffen. So beklemmend der Anfang des Buches war, umso mehr hat mich Pips Erwachen und Ausbrechen bewegt. Schritt für Schritt nimmt sie endlich den Raum ein, der ihr zusteht.
Und auch als sich nicht alle Entscheidungen und Pläne als zielführend erweisen, so bleibt Pip endlich sich und ihren Wünschen treu!
Für mich zwei Wundergestalten dieses Buches: Tala, die ihr die Augen öffnet, und Io, der sie auf so liebevolle Weise unterstützt. Als Forscher immer auf der Reise, erfährt er mit Pip, was Freundschaft bedeutet.
Cecilia Ahern ist es wieder Mal gelungen, eine wundervolle Geschichte über glaubwürdige Menschen mit ihren Schicksalen zu schreiben. Mit Pip holt sie dabei auch den Leser aus der Fremdbestimmung, in ein eigenes, wunderbares Lesen.
Fazit:
Ein wunderbarer Roman über Entfaltung, Selbstbestimmung und Liebe.