Wenn sich die Perspektive ändert, verändert sich alles

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
cococabana89 Avatar

Von

Manchmal reicht ein einziger Blick von oben, um eine vertraute Stadt plötzlich ganz anders zu sehen. Straßen wirken wie feine Linien, Häuser wie kleine Muster - und das Leben, das uns unten oft einengt, erscheint mit einem Mal größer, weiter, voller Möglichkeiten. Genau dieses Gefühl hat Ein Herz aus Papier und Sternen in mir ausgelöst.

Cecelia Ahern erzählt Pips Geschichte mit einer poetischen Leichtigkeit, die trotzdem nie die Schwere ihres Lebens verschweigt. Der Anfang hat mich sofort berührt: Pip, 32, aber im eigenen Zuhause behandelt wie ein Kind, eingepfercht in einem winzigen Zimmer, das eher an eine Abstellkammer erinnert. Die Unterdrückung durch ihre Mutter Josephine ist so konsequent gezeichnet, dass man beim Lesen fast körperlich spürt, wie eng Pips Welt geworden ist. Ihre heimlichen Origami-Figuren passen da perfekt hinein - kleine, zarte Kunstwerke, die zeigen, wie viel in ihr steckt, obwohl sie sich selbst so klein hält.

Und dann kommt Io. Ein Astronom, der ihr nicht nur den Himmel zeigt, sondern auch die Möglichkeit, die eigene Wirklichkeit neu zu betrachten. Durch ihn beginnt Pip, vorsichtig die Grenzen zu verschieben, die ihr jahrelang eingeredet wurden. Ihre Entwicklung ist wunderbar feinfühlig beschrieben: kein abrupter Sprung, sondern ein leises Herauswachsen aus Angst, Schuld und Anpassung. Endlich behauptet sie sich - als Frau, als Mensch und auch in ihrer Rolle als Mutter.

Als Bellas leiblicher Vater Jamie wieder auftaucht, beginnen in Pip die alten Träume aufzuleuchten - unsicher, aber warm und voller Hoffnung.

Ich hätte mir gewünscht, dass Nebenfiguren wie Io noch etwas mehr Raum einnehmen. Trotzdem bleibt das Gesamtwerk kraftvoll und bewegend.

Ein Buch, das zeigt, wie sehr sich das Leben verändern kann, wenn man endlich den Mut findet, nach oben zu schauen. Absolute Empfehlung.