Die schleichende Katastrophe – eine Überraschung für mich!

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smartie11 Avatar

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„Ein Jahr voller Wunder“ ist ein Roman, dem ich in der Buchhandlung wohl wenig Beachtung geschenkt hätte. Ein Titel, der mich persönlich nicht besonders anspricht und ein Cover, das in mir keine Erwartungen weckt. Dennoch habe ich mir gedacht, gebe ich dem Roman eine Chance und schnuppere einfach mal rein…
Passender Weise beginnt die Geschichte langsam, leise und gefühlvoll. Aus der Perspektive des Teenagers Julia wird der Tag X geschildert. Der Tag, an dem die Welt aus ihren Angeln geriet. Es geht um eine schleichende, beinahe unbemerkte und ungreifbare Katastrophe. Um die Verlangsamung der Erdrotation und deren Folgen. Und so beginnt die globale Katastrophe am Tag X spürbar auch eher mit kleinen, persönlichen Katastrophen und Schicksalen: Einem fernen Todesfall im Krankenhaus, dem spontanen Fortziehen von Julias bester Freundin Hanna und einem toten Vogel. Aber grade diese zunächst ungreifbare, anscheinend nur mittelbare Katastrophe macht für mich den Reiz dieses Romans aus. In ganz leisen Tönen und ohne große Effekte schafft es Karen Thompson Walker, mich ganz unerwartet in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Ich hoffe, ja erwarte, dass der Fortgang der Geschichte in der Erzählweise dem Fortgang der Katastrophe folgt. Ich hoffe, dass mit fortschreitender Offenbarung des Ausmaßes der Katastrophe die erzählerischen Töne lauter werden, die Verstörung zunimmt.
Insgesamt hat mich diese Leseprobe sehr überrascht. Ohne Erwartungen bin ich auf Seite Eins gestartet, um nach den folgenden 31 Seiten schon von der Geschichte fasziniert, ja regelrecht gefesselt zu sein, voll von Erwartungen. Es ist eine Leseprobe, die unter die Haut geht. Ganz leise, ganz unerbittlich.