Ein Jahr voller Wunder

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Das Ganze ist unheimlich: Die Erde dreht sich auf einmal langsamer. Das Existenzielle, die Basis unseres Daseins funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Urängste kommen auf. Die Auswirkungen - etwa auf die Schwerkraft oder die Getreideernte - sind noch nicht klar. Die Menschen, selbst die erdbebenerprobten Kalifornier, haben Angst und fliehen, doch wohin? (Eine völlig irrationale Reaktion, da sich die Erde schließlich überall gleich langsam dreht!)

Die Autorin entwirft eine beklemmende Atmosphäre. Sie schafft Spannung, indem sie zwischen den Katastrophenmeldungen immer wieder Normalität einschiebt und z.B. die Lebensumstände ihrer Protagonisten darstellt. Geschickt schildert sie das teilweise tatenlose Warten auf das Verhängnisvolle, das Luft anhalten und das Anklammern an die Normalität. Manche Bilder, die sie entwirft, erinnern an Endzeitfilme, etwa die leere Schaukel, oder die kreischenden Vögel am Himmel, die angeblich das Unheil wittern. Das Bedrückende an der Situation ist greifbar, man bekommt Gänsehaut und fragt sich, wie man sich selber in einer derartigen Situation verhalten würde.

In diesem Kontext wird die Geschichte einer Familie erzählt; wie sie sich entwickelt, ist aus der Leseprobe nicht ersichtlich. Ich bin gespannt, ob es die Autorin schafft, die Fäden der Umweltkatastrophe mit denen der Familiengeschichte zu verknüpfen oder ob beides mit losen Enden nebeneinander herläuft.