Interessante Idee, aber vom Einstieg her nicht so packend, dass man unbedingt weiterlesen möchte

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furbaby mom Avatar

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Prinzipiell schreie ich bei historischen Frauenromanen ja generell: Hurra! Ich liebe es einfach, starke Protagonistinnen durch jene Zeit(en) zu begleiten, in denen uns Frauen in vielerlei Hinsicht von der Gesellschaft noch Stolpersteine in den Weg gelegt worden sind, und mitzuerleben, wie diese Hindernisse überwunden werden. Dass Frauen etwas anderes anzustreben wagen als Mutter und Hausfrau zu sein, galt lange als Tabu und war schlichtweg undenkbar.

Daher verwundert es mich nicht, dass Benno pikiert auf Annes neuen Job reagiert - allerdings bedeutet dies nicht, dass ich sein Verhalten gutheiße, im Gegenteil. Als ich las, dass ihr bewusst ist, dass er sich über ihr Scheitern freuen würde, wurde mir ganz schwer ums Herz. - Hier muss man bitte mal kurz innehalten und sich das auf der Zunge zergehen lassen: Der wichtigste Mensch in ihrem Leben FREUT sich über ihre Misserfolge. Was sagt das über diese Ehe aus? Nichts Gutes, so viel steht fest. Tatsächlich scheint einzig ihre lebenslustige Schwiegermutter Margarethe, die mir unheimlich sympathisch war und aus dem gesamten Leseeindruck am intensivsten in Erinnerung geblieben ist, Anne wirklich zu verstehen.

Wie schön, dass wenigstens mit der Bestellung für Frau Lüttmann letztlich doch alles geklappt hat!

Der Schreibstil ist angenehm, wenn auch nicht komplett mitreißend; ich glaube, es wird ein wenig dauern, richtig in der Geschichte 'anzukommen', definitiv länger als die Leseprobe ermöglicht. Für mich Tritt die Story um Avon noch in den Hintergrund, während die Familiendynamik weitaus spannender erscheint. Was hat es mit Annes Bruder auf sich?

Leo und Lilis geschwisterliche Keiferei hat mich ziemlich ernüchtert - noch habe ich keine Kinder, aber herrjemine...wenn ich das so lese, gruselt es mich ein wenig davor! Und natürlich wird von Anne erwartet, dass sie alles im Griff hat, während Benno - tja, wo steckt der Gute eigentlich?! Aber Hauptsache, sein Ruf ist ihm wichtig - tsss, dass ich nicht lache!

Das Cover finde ich nicht schlecht, doch aus der Masse historischer Frauenromane sticht es wahrlich nicht heraus. Die Abbildung der Frau mit dem Köfferchen passt gut, auch der Wagen, aber der Hintergrund - was soll der darstellen? Hier hätte ich vielleicht die verblichene Fotografie einer Stadtsilhouette besser gefunden.