Verbotene Frucht

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timphilipp Avatar

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So verlockend wie die Zitronen auf dem Cover ist der erste Freund ihrer Stieftochter Emma für die Mittvierzigerin Jenn - wegen seiner jugendlichen 17 Jahre und ihrer Ehe mit Greg allerdings für sie eine verbotene Frucht. Im gemeinsamen Familienurlaub im mallorquinischen Deià entwickelt sich zwischen Jenn und dem jungen Adonis rasch eine lustvolle, erotische Beziehung, die jeden Moment von Greg oder Emma aufgedeckt werden kann …
Das sommerlich gehaltene Cover und die Kulisse des Künstlerdorfes Deià am Rand des Tramuntanagebirges vermitteln den Eindruck, dass es sich um eine leichte Sommerlektüre handelt. Dem ist jedoch keineswegs so. Zu konfliktbeladen sind die Beziehungen der Protagonisten untereinander. Jenn sieht Greg mit einem Mal als den alternden Ehemann, der ihr ihren Herzenswunsch nach einem eigenen Baby nie erfüllt hat. In ihrem Verhältnis zu dessen Tochter Emma wird deutlich, dass sie nur eine Stiefmutter-Stieftochter-Beziehung haben. Die Fünfzehnjährige verfolgt Nathan mit Eifersucht und geht auf Distanz zu ihrer nicht leiblichen Mutter. Greg wiederum wittert in Nathan den Mann, der ihm seine kleine Tochter nehmen will. Die Thematik der verbotenen Liebesbeziehung zwischen einer reifen Frau und einem minderjährigen (!) Jungen trifft nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Es ist wohl eine Besonderheit der Autorin, sich solcher Themen anzunehmen und ihre Leserschaft zu polarisieren; bereits ihr Debütroman „Millie“ soll durch seine drastische Schilderung von Sex, Partys und Drogen viel Aufsehen erregt haben. Mich persönlich stört ein wenig, dass die Darstellung der Liebesbeziehung recht unrealistisch und klischeehaft erfolgt. Binnen nicht einmal einer Woche trifft Jenn das erste Mal auf Nathan und kommt es zwischen ihnen zu zahlreichen sexuellen Handlungen, die recht vulgär und anstößig beschrieben werden. Das dürfte allerdings von der Autorin bewusst so gemacht worden sein um zu betonen, wie Jenn an der ihr schon in jungen Jahren auferlegten Verantwortung für ein fremdes Baby gescheitert ist. Deutungswürdig ist auch das Ende der Geschichte – gilt hier vielleicht das Sprichwort „Lügen haben kurze Beine“ und ist Greg doch noch hinter Jenn‘s Affäre gekommen? Bildet euch am besten selbst eine Meinung und lest das Buch.