Spannend und gegensätzlich

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estuck Avatar

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Mit „Ein Mord im November“ legt Simon Mason einen fesselnden Kriminalroman vor, der nicht nur durch seinen spannenden Fall, sondern vor allem durch seine ungewöhnlichen Ermittlerfiguren überzeugt.

Im ehrwürdigen Umfeld der Oxford Universität wird die Leiche einer jungen migrantischen Frau entdeckt – ausgerechnet im Arbeitszimmer eines hochrangigen Uni-Angestellten. Die Ermittlungen führen zwei denkbar gegensätzliche Kommissare zusammen: Ryan Wilkins, einst selbst Student in Oxford, mit gepflegtem Auftreten und gesellschaftlicher Anerkennung, und... Ryan Wilkins – derselbe Name, aber ein völlig anderer Hintergrund. Dieser zweite Wilkins stammt aus schwierigen Verhältnissen, aufgewachsen in einem Trailer Park, mit einem losen Mundwerk, wenig Gespür für Konventionen, aber umso mehr Herz – besonders für seinen kleinen Sohn, den er allein großzieht.

Die Gegensätze zwischen den beiden Ermittlern spiegeln sich auch in den Schauplätzen wider: akademische Elfenbeintürme und raue Vorstädte prallen aufeinander, gesellschaftliche Kluften tun sich auf. Und doch entwickelt sich zwischen den beiden Polizisten eine Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Respekt und wachsender Nähe geprägt ist. Ihre unterschiedlichen Herangehensweisen bringen sie Stück für Stück der Wahrheit näher – und führen zu einem unerwarteten, überzeugend konstruierten Ende.

Neben der eigentlichen Krimihandlung überzeugt vor allem die berührende Rahmenhandlung: Wilkins' Vergangenheit, seine Verantwortung als Vater und die schmerzliche Geschichte um den Tod seiner Partnerin durch eine Überdosis verleihen dem Roman emotionale Tiefe. Mason gelingt es, gesellschaftliche Themen wie Herkunft, Vorurteile und persönliche Schuld subtil in die Handlung einzuweben, ohne je belehrend zu wirken.

Fazit: „Ein Mord im November“ ist ein spannender Kriminalroman vor atmosphärischer Oxford-Kulisse. Die Kontraste – zwischen Orten, Figuren und Lebenswelten – machen den besonderen Reiz dieses Buches aus. Die gut konstruierte Handlung, die starke Figurenzeichnung und das mitreißende, unerwartete Ende machen den Roman zu einem echten Leseerlebnis – nicht nur für Krimifans.