Spannendes Thema mit einigen Längen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
libby196 Avatar

Von

„Ein Regenbogen für den Schah“ entführt die Lesenden in die turbulente Zeit der 1968er-Studentenbewegungen und verwebt politische Unruhen geschickt mit der persönlichen Geschichte zweier junger Männer, Lukas und Max. Das Cover stellt sich beim Lesen als passender Begleiter zur erzählten Geschichte heraus. Der Roman fängt die Atmosphäre jener Jahre gut ein und zeigt, wie sich Jugendliche und junge Erwachsene gegen die Gesellschaft auflehnten, während gleichzeitig eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten entsteht.

Der Autor schildert die historischen Hintergründe eindrücklich und verleiht den Unruhen der Zeit durch detaillierte Beschreibungen ein hohes Maß an Authentizität. Die aufkommenden politischen Spannungen und die Diskussionen um das Notstandsgesetz bieten einen spannenden Rahmen, in dem sich die Beziehung zwischen Lukas und Max entwickelt. Diese wird einfühlsam und sensibel beschrieben, was besonders die emotionalen Aspekte ihrer aufkeimenden Liebe in einer Zeit unterstreicht, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen mit gesellschaftlichen und rechtlichen Sanktionen verbunden waren.

Die Erzählweise, die zwischen den Perspektiven der beiden Protagonisten wechselt, ermöglicht einen tiefen Einblick in deren Gefühlswelt. Dies sorgt für eine gute Bindung an die Charaktere, auch wenn es manchmal schwerfällt, den Zugang zu ihnen vollständig zu finden. Leider verliert die Geschichte durch langwierige philosophische Diskussionen und gelegentlich übertriebene Monologe an Dynamik, was den Lesefluss beeinträchtigt. Diese intellektuellen Gespräche, die oft als überzogen empfunden werden, könnten weniger dominant eingesetzt werden, um das Interesse durchgehend zu halten.

Ein weiteres Manko sind die abrupten Zeitsprünge, die wichtige Schlüsselszenen unvollständig erscheinen lassen und zu einem Bruch in der Erzählung führen. Die Geschichte hätte von einer stärkeren Fokussierung auf bestimmte Themen profitieren können, da die Vielzahl an angesprochenen Aspekten – von politischer Gewalt über persönliche Traumata bis hin zur sexuellen Selbstfindung – manchmal fragmentarisch und sprunghaft wirkt.

Dennoch bietet der Roman eine spannende und informative Darstellung der 1960er und 1970er Jahre, die durch die realitätsnahe Schilderung historischer Ereignisse überzeugt. Die Liebesgeschichte zwischen Lukas und Max ist berührend und zeigt eindrucksvoll, wie schwer es homosexuelle Paare vor fünfzig Jahren hatten. Trotz einiger inhaltlicher Schwächen und stilistischer Ungereimtheiten bleibt der Roman lesenswert, besonders für diejenigen, die sich für die politische und gesellschaftliche Geschichte dieser Zeit interessieren. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Fortsetzung die offenen Fragen und Schwächen des ersten Teils aufgreifen und weiterentwickeln kann.