Verfolgt von schlitzäugigen Halunken

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buecherfan.wit Avatar

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Der jüdische Kriegsveteran Sheldon Horowitz ist 82 Jahre alt. Er hat acht Monate zuvor seine Frau Mabel verloren und gibt schließlich dem Drängen seiner Enkelin Rhea nach, zu ihr und ihrem Mann Lars nach Oslo zu ziehen. Die Enkelin glaubt, dass er an Demenz leidet, weil er sich von Nordkoreanern verfolgt fühlt, die zum Glück in Norwegen deutlicher auffallen als in New York. Er fürchtet Racheakte für das, was er im Koreakrieg getan hat. Viele seiner Äußerungen sind ausgesprochen rassistisch ("diese kleinen schlitzäugigen Halunken." S. 15). Rhea und Lars wohnen in einer zweigeschossigen Wohnung in einer schlechten Wohngegend von Oslo. Das Zusammenleben mit dem alten Mann gestaltet sich  schwierig, weil er sich nicht eingewöhnen kann und eigentlich - entwurzelt, wie er ist - nur noch auf den Tod wartet. In der Wohnung über ihnen gibt es immer wieder lauten, gewalttätigen Streit. Es sind Menschen vom Balkan, die dort wohnen. Eines Tages bleibt Sheldon allein zurück, während Rhea und ihr Mann spazierengehen. Über ihm eskaliert wieder einmal der Streit. Dann steht eine Frau  mit ihrem etwa sieben- oder achtjährigen Jungen vor seiner Tür. Er lässt beide in seine Wohnung, als der Verfolger naht. Dann wird die Tür aufgebrochen, und Sheldon versteckt sich mit dem Kind in einem Wandschrank. Die Mutter wird getötet.

So weit die Leseprobe. Aus dem Klappentext wissen wir, dass Sheldon mit dem Kind flieht und alles daran setzt, den Jungen zu retten. In der Leseprobe gibt es sehr ausführliche Rückblenden, vor allem in die Kriegsjahre und Sheldons Einsatz in Asien, wo sein Sohn Saul Jahre später im Vietnamkrieg ums Leben kam, aber auch auf seine Karriere als erfolgreicher Fotograf. Außer den geschilderten Ereignissen passiert auf den ersten 55 Seiten des Romans nicht viel. Der Autor nimmt sich viel Zeit, die Charaktere vorzustellen, vor allem den grantigen alten Mann, der mit seinem galligen Humor und seinem Sprachwitz den Leser gleich für sich einnimmt. Der Leser will wissen, wie es weitergeht mit Sheldon Horowitz, der offensichtlich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, eine Aufgabe hat und wieder einen Sinn in seiner verbleibenden Lebenszeit sieht. Interessant und gut zu lesen.