Ein etwas seltsames Buch

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Zum Inhalt:
Der betagte Sheldon Horowitz, als Ehemaliger amerikanischer Marin im Fernen Osten im Einsatz gewesen, verliert seine Frau und steht jetzt fast alleine da. Schon viel früher hatte er seinen Sohn bei dessen Einsatz fürs Vaterland in Vietnam verloren. Darüber kommt er fast gar nicht hinweg. Dies und seine prägenden Erlebnisse aus den militärischen Einsätzen lassen ihn nicht los und bestimmen weitgehend seine Lebensweise heute. Doch seine Enkelin Rhea sorgt sich um ihn und nimmt den nach ihrer Meinung etwas verwirrten Mann, mit zu sich nach Norwegen. Hier soll er einen schönen Lebensabend verbringen dürfen. Doch dort werden sich die Ereignisse überstürzen und Sheldon unerwartet in ein Abenteuer stürzen.

Mein Eindruck:

Diese Erzählung auf fast 400 Seiten Umfang hat mich stellenweise etwas gefordert. Einerseits ist es der Schreibstil, der mir nicht so sonderlich gut gefallen hat. Immer wieder ausgiebige Beschreibungen von Handlungsorten, die mit der Geschichte gar nichts zu tun hatten. Einfach Ausschmückungen der etwas ausgedehnteren Art.
Was mich aber ganz stark gestört hat, sind die sehr häufigen abrupten Wechsel der Handlungsorte. Oder genauer gesagt, die oft übergangslosen Wechsel zu Handlungen und Ereignissen von der aktuell laufenden Geschichte zu Fragmenten die sich 50 Jahre zurück bei den Kriegseinsätzen abgespielt haben. Übergangslos befand man sich plötzlich an einem ganz anderen Ort und zu einer anderen Zeit. Auch das zurück kommen zum aktuellen Geschehen erfolgt genauso krass. Diese schlecht herausgearbeiteten Erinnerungsphasen kommen sehr oft vor. Sie hemmen den Lesefluss in dieser Art sehr. Plötzlich kommt man ins Stocken, weil man merkt, dass jetzt irgendwas anders ist. Es passt plötzlich nicht mehr zu dem eben vorher Gelesenen.
Im Buch werden zwar einige grosse Themen der Vergangenheit und Gegenwart angeschnitten. Unverarbeitete vermeintliche oder eingebildete Schuld, ethnische Rache zwischen Volksgruppen, bedingungsloser Einsatz des Lebens für das Vaterland usw. Aber an keiner Stelle wird aber mehr als nur ein klein wenig gekratzt.
Das Buch ist aber damit auf seine 400 Seiten aufgerüstet worden, da die eigentliche aktuelle Geschichte dazu höchstens einen Drittel beanspruchen würde.

Fazit:
Wäre das Buch in einer schriftstellerisch gekonnten, heute üblichen Strukturierung aufgebaut worden, hätte es absolut ein Bestseller werden können. In der jetzigen Form wird es mit seinen häufig sprunghaften Gedankengängen und manchen für die Geschichte Gegenstandslosen weitläufigen Beschreibungen, vermutlich für viele einen eher wirren Eindruck hinterlassen. Ich befürchte, dass manch einer dieses Buch vor dem Ende weglegen wird.