Ein seltsamer Held

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karina keks Avatar

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Ein beachtliches Erstlingswerk! Wow!
Sheldon ist ein 82jähriger jüdischer Amerikaner. Seit seine Frau gestorben ist, steht er ziemlich alleine auf der Welt. Seine einzige Tochter Rhea hat einen Norweger geheiratet und überredet ihren demenzkranken Vater zu ihr zu ziehen. Dort im hohen Norden tut sich Sheldon schwer, immer wieder fantasiert er sich in seine eigene Vergangenheit. Als Kriegsveteran hat er viel erlebt, viel Schlimmes gesehen und vieles davon hat er nie wirklich verarbeitet.

Eines Tages gibt es im Haus in der Wohnung über ihm einen Riesenkrach. Ein Pärchen aus Ex-Jugoslawien streitet sich lautstark. Sheldon sieht im Gang nach als er hört dass jemand nach unten läuft, und eine Frau flüchtet sich mit ihrem kleinen Sohn in seine Wohnung. Dort jedoch versteckt sich Sheldon mit dem Jungen gerade noch rechtzeitig, bevor er mitbekommt wie der gewalttätige Mann die Frau ermordet. Unser Held flieht mit dem Jungen, der anscheinend kein Wort Englisch versteht. Sheldon hat schon seinen einzigen Sohn verloren. Weil er nicht verhindert hat, dass dieser in den Koreakrieg zog, glaubt Sheldon Schuld an seinem Tod zu haben. Diesen kleinen Paul, so nennt Sheldon seinen neuen Freund, soll niemand ermorden. Wofür hat er soviel gelernt in seinem langen Leben? Es folgt eine abenteuerliche Flucht, auf der man Sheldons Vergangenheit Stück für Stück kennenlernt.

Was folgt ist eine Reise, eine Reise teils in die Kriegsvergangenheit von Sheldon. Wir erfahren dass er Scharfschütze in Vietnam war. Eine Reise der Polizei, die nach und nach das Rätsel des verschwunden Jungen löst. Eine Reise der Tochter Rhea, die mit ihrem Mann Lars ihren Vater sucht. Langsam lichtet sich auch das Geheimnis um den Mord an der Mutter des kleinen Paul.... Der Showdown zeigt Sheldon als seltsamen Helden, den man im Laufe der Geschichte schwer ins Herz geschlossen hat.

Viele kleine Lichtblitze sozusagen - über den Kosovokonflikt, über Vergangenheitsbewältigung, über Vater-Tochter-Beziehung, über Schuld - regen den Leser sehr zum Nachdenken an. Eine spannende Geschichte, ein seltsamer Mann den man lieben muss.

Mich hat das Buch seltsam berührt. Obwohl der Autor so viele Themen bringt, von Kriegsveteranen zu Demenz über die vielen kleinen Fantasiereisen des Helden während seiner Flucht, ist das Buch doch nicht überladen - es ist ein bisschen was von allem dabei: Krimi, Geschichte, Roadmovie. Gut geschrieben finde ich und absolut lesenswert!