Ein seltsamer Ort zum Sterben

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aoibheann Avatar

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Sheldon Horowitz ist 82 Jahre alt, als er sich von seiner Enkelin zu einem Umzug nach Oslo überreden lässt. Nach dem Tod seiner Frau, scheint ihr dieser Schritt angemssen. Natürlich denkt Sheldon anders darüber, aber in Norwegen gibt es wenigstens keine Koreaner, die in New York an jeder Ecke "lauern".
Norwegen selbst kommt Sheldon seltsam vor. Die Sprache ist eigentümlich, das Verhalten der Leute gibt ihm ein Rätsel nach dem anderen auf. Eines Tages hört er in der Wohnung über sich lauten Streit. Kurz darauf steht vor seiner Wohnungstür eine Frau mit Kind. Sheldon tut das, was ihm in diesem Moment richtig erscheint: er öffnet die Tür und versteckt beide. Doch die Verfolger stürmen kurz darauf die Wohnung und töten die Mutter des Jungen, mit dem Sheldon sich in einem Wandschrank versteckt. Ihnen gelingt die Flucht und damit beginnt für beide ein skuriles Abenteuer.
Sheldon und der Junge flüchten sich zunächst ins Kino und anschließend in ein großes Hotel. Sie "leihen" sich ein kleines Motorboot und fahren die norwegische Küste hinauf. Sie übernachten in einem leerstehenden Ferienhaus, ruhen sich aus und versorgen sich mit frischer Kleidung und ein paar Lebensmittelvorräten. Sheldon bastelt Paul, so nennt er den Jungen in Ermangelung eines bekannten Namen, eine eigenwillige Wikingerrüstung aus Alufolie, einem Kleiderbügel und einem Davidstern. Inklusive Kochlöffel zur Verteidigung. Aus dem Schuppen der Hütte nehmen sie den gefundenen Traktor und machen sich wieder auf den Weg. Doch alle Einfallsreichtum nutzt Sheldon wenig, denn der alte Recke merkt selbst, dass er nicht fit genug ist einen kleinen Jungen plus Enkelin und deren Mann zu schützen.
Am Ende übergibt er Paul eine Gruppe Jööger, denen er das unbedingt Versprechen abringt, den Jungen zur Polizei zu bringen und zu berichten, wo und in welcher Situation er sich befindet. Eben jene Jäger fallen wenig später in einer Schießerei einem der Verfolger zum Opfer.
Sheldon beginnt seinen Feldzug gegen die Entführer. Er entdeckt, dass sie es doch geschafft haben, den Jungen in ihre Gewalt zu bekommen. Sheldon ist fest entschlossen, die Geisel zu befreien. Und obwohl ihm bewusst ist, dass er kein junger Soldat mehr ist, geht er mit der einzigen ihm verbliebenen Waffe in den Kampf: Mut.

Gemäß Titel war es durchaus auch ein etwas seltsames Buch zu lesen.
Sheldon und sein eigenwilliger Charakter waren für mich herzerwärmend. Er entspricht nicht dem Klischee eines 82 Jährigen Kriegsveteranen. Sein Humor ist schwarz und bissig, seine Logik genauso verdreht wie brillant. Gemixt mit einer Prise Weisheit und Altersstarsinn machen den Helden dieser Geschichte für mich sehr liebenswert.
Mindestens genauso interessant wie die Geschichte um die Flucht, war die über Sheldons Leben. Er ist Kriegsveteran, die Erlebnisse belasten ihn im hohen Alter noch genauso wie frisch nach Kriegsende. Das Gefühl, den Tod seines Sohnes durch seine Erziehung mitverantwortet zu haben, lastet schwer auf ihm.
Daher war es für mich verzeihlich, dass weitere Protagonisten eher fleich und wenig beschrieben blieben. Die "Bösen" entsprachen für mich eher gängigen Klischees der Osteuropäischen "Mafia".

Insgesamt gesehen war das Buch für mich kein Überflieger, aber doch interessant zu lesen und gute Unterhaltung.