Oslo

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fredhel Avatar

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Sheldon Horowitz ist ein amerikanischer Jude, oder vielleicht doch eher ein jüdischer Amerikaner, denn im Koreakrieg hat er sein Leben für Amerika riskiert und ist hochdekoriert heimgekehrt. Den Unterhalt für sich, seiner Frau Mabel und Saul, seinem Sohn,verdiente er als Uhrmacher. Er ist stolz, dass sein Sohn es ihm gleichtut, und für sein Vaterland in den Vietnamkrieg zieht. Leider kommt er nicht zurück und fortan überschüttet Sheldon sich mit Selbstvorwürfen.
Der Roman beginnt nach Mabels Tod. 82jährig ist Sheldon nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen und zieht zu seiner Enkelin Rhea und ihrem Mann nach Oslo.
Sheldon ist ein älterer Herr ganz nach meinem Geschmack. Er hat Witz und eine unbestechliche Logik, die der drohenden Demenz noch die Zähne zeigt. Die Geschichte hat zu Anfang eine angenehme Dynamik und Spannung, als Sheldon versucht, seine Wohnungsnachbarin vor häuslicher Gewalt zu schützen. Doch er ist nicht kräftig genug und so muss er sich mit ihrem kleinen Sohn verstecken. Beide werden Ohrenzeugen von der Ermordung der jungen Frau. Sheldon schnappt sich den Jungen und begibt sich auf eine abenteuerliche Flucht. Hinreissend, wie einfühlsam und ideenreich er sich um das verstummte Kind kümmert.
Leider verliert sich der Spannungsbogen in langatmige innere Monologe und Reminiszenzen, und kann mich von da an nicht mehr richtig fesseln, der Zauber ist verflogen. Kurz: nach der Leseprobe habe ich den Thriller mit Vorfreude erwartet, aber ich kann das Buch nicht mit gutem Gewissen weiterempfehlen.