Roadmovie in Textform

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savanna Avatar

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Darf man Bücher vergleichen? Ich tue es immer wieder (gern), auch um meinen persönlichen Buchgeschmack einordnen zu können und um vielleicht dem ein oder anderen Leser ebenfalls einen Titel zu empfehlen.

Bei der Lektüre von 'Ein seltsamer Ort zum Sterben' hatte ich sofort zwei andere Bücher im Kopf. Einmal 'Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand', weil dort der ebenfalls männliche Protagonist genauso zum älteren Semester gehört und sich ebenfalls auf der Flucht befindet. Und einmal 'Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen', weil dieser Roman ebenfalls im hohen Norden spielt (Island, nicht Norwegen) und einen amüsanten Roadmovie zwischen zwei Buchdeckeln enthält. Da ich beide genannten Bücher sehr gerne gelesen habe, bin ich überaus optimistisch an das Debüt des amerikanischen Autors Derek B. Miller heran gegangen.

Im Zentrum des Romanes steht der mittlerweile 82jährige Sheldon, der dem Leser schon auf der Coverzeichnung des Buches ins Auge springt. Als er verwitwet, nimmt er das Angebot seiner Enkelin Rhea an und zieht von seiner Heimat New York zu ihr in eine Einliegerwohnung in Oslo. In der Abwesenheit seiner Enkelin und ihres Mannes kommt es in Sheldons Wohnung zu einem Vorfall, der das Leben des Renters von einer Stunde auf die andere total umkrempelt: Eine Nachbarin mit ihrem etwa 6jährigen Sohn wird bedroht, letztendlich ermordet, während Sheldon sich und das Kind in einem Schrank versteckt hält. Daraufhin entschließt er sich zur Flucht, um diesen Jungen vor einer gewalttätigen Bande zu schützen.

Was nun folgt ist eine Art Roadmovie in Textform - gespickt mit Erinnerungen und Rückblenden aus dem bewegten Leben Sheldons, der im Koreakrieg gekämpft hat, seinen einzigen Sohn im Vietnam-Krieg verlor, mit seiner Frau Mabel die große Lieben gefunden hat.

Bis zum letzten Viertel konnte ich den Entwicklungen des Romans wunderbar und voller Neugierde folgen, dann jedoch verknäulten sich die losen Fäden aus Vergangenheit und Gegenwart derart, dass ich zum Teil Probleme hatte der Geschichte zu folgen. Nach hinten raus war es vielleicht ein wenig 'Zuviel des Guten' seitens der Autors, der unheimlich viele Themenbereiche politischer und geschichtlicher Natur anschneidet.

Dennoch, ein beachtliches Erstlingswerk!