Sheldon Horowitz, ein einsamer Held

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Ein Cover zum Buch, das hoffentlich ins Auge sticht. Es trifft den Inhalt genau. Der einsame alte Mann mit dem kleinen Jungen auf der Flucht mit ungeheuren Hindernissen. Obwohl gleich zu Beginn ein Mord geschieht und grausame kriminelle Handlungen das Buch durchziehen, ist es kein Krimi und auch kein Thriller. Es ist ein Roman und als solches gekennzeichnet, auch wenn der Klappentext auf der Rückseite ausweist, daß das Buch alle Zutaten für einen erstklassigen Thriller hätte. Es ist ein vielschichtiges Buch, das ein ganzes Menschenleben umfaßt, und obwohl zum Teil humorvolles durchblitzt, läßt mich das Buch betroffen und nachdenklich zurück. Welche Schicksalsschläge kann ein Mensch ertragen, wie kann er damit umgehen und wie wird er weiterleben? Dies ist die Geschichte von Sheldon Horowitz, einem Mann von 82 Jahren, dessen Ehefrau Mabel verstorben ist und der nun einsam in New York lebt. Seine Enkelin Rhea holt ihn nach Oslo, wo sie mit ihrem Mann lebt, in der Hoffnung, daß Sheldon sich dort einleben kann. Alles kommt anders. In der Wohnung über ihnen hört Sheldon des öfteren lauten Streit und als dieser eskaliert, läßt er eine junge Frau mit ihrem Sohn in die Wohnung, in die kurz darauf ein Mann eindringt und die Frau umbringt. Sheldon rettet den Jungen aus der Wohnung und ist ab nun mit ihm auf der Flucht. Ein waghalsiges Unternehmen, das den alten Mann an die Grenzen seiner körperlichen Fähigkeiten bringt. Seine Enkelin und ihr Mann Ralf hoffen, Sheldon zu finden und auch die Polizei begibt sich auf die Suche. Schlimmer noch, daß der Vater des Jungen und der Mörder seiner Mutter, ein Albaner, seinen Sohn zurückhaben will. Dieser schrickt vor keiner Gewalt zurück.

Eingebettet in diese Geschichte lernt der Leser die Geschichte des Sheldon Horowitz kennen, der ein Leben lang an seinen Kriegserlebnissen leidet und sich die Schuld am Tod seines Sohnes Saul gibt, der im Vietnamkrieg umgekommen ist. Niemand glaubt ihm seine schrecklichen Erlebnisse, weil er erst im hohen Alter beginnt, davon zu erzählen, um seine Familie bis dahin damit zu verschonen. Nun glauben alle, besonders seine Frau Mabel, daß es sich um eine Altersdemenz handele und er sich die Geschichten nur ausgedacht habe. Aber weit gefehlt. In Rückblicken erfährt der Leser von den unglaublich schrecklichen Kriegserlebnissen, dem Verlust von Kameraden und dem eigenen Töten der feindlichen Soldaten. Dies alles wird so einprägsam erzählt in einer ungeheuer anschaulichen Sprache, daß klar wird, von solchen Erlebnissen kann ein Mensch sich ein Leben lang nicht mehr befreien.

Derek B. Miller ist ein bewundernswertes Buch gelungen, wofür ich gerne fünf Sterne vergebe. Ich wünsche dem Buch ganz viele Leser. Es hat es wirklich verdient.