Weniger wäre vielleicht mehr gewesen

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bookwood Avatar

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Das Buch "Ein seltsamer Ort zum Sterben" von Derek B. Miller ist sicherlich kein Mainstream-Buch. Nach der Leseprobe hatte ich schon geahnt, dass sich das Buch sicherlich nicht so leicht lesen würde. Diese Einschätzung hat sich auch tatsächlich bewahrheitet. Auf dem Klappentext wird das Werk als "Spannungsliteratur höchster Güte" bezeichnet. Diese Einschätzung kann ich jedoch nicht teilen. Für mich geht es hier in erster Linie nicht um Spannung, sondern eher um die Darstellung verschiedener Problematiken. Sheldon, der 82-jährige Protagonist des Buches zieht nach dem Tod seiner Frau von New York nach Oslo, wo er von nun an bei seiner Enkelin Rhea und ihrem Mann Lars leben soll. Er hat große Probleme mit dem Einleben in der neuen Stadt, zumal ihn einige Gespenster aus der Vergangenheit verfolgen. So gibt er sich die Schuld am Tod seines Sohnes Saul, der im Vietnam-Krieg umkam. Sheldon ist davon überzeugt, dass Saul nur in den Krieg zog, um seinen Vater zu beeindrucken. Ausserdem glaubt Sheldon, dass er auch die Schuld am Tod seines Kameraden Mario trägt, mit dem er zusammen im Korea-Krieg war. Sheldon wird auch jetzt noch im Geiste von Koreanern verfolgt, die er im Kampf tötete. Eines Tages steht nach einer lautstarken Auseinandersetzung mit einem Mann eine Mitbewohnerin mit ihrem kleinen Sohn vor Sheldons Wohnungstür. Sheldon kann sich gerade noch mit dem Kleinen im Schrank verstecken, bevor der Mann die Tür eintritt und die Frau tötet. Danach flieht Sheldon mit dem Jungen, den er Paul nennt. Er will sich mit ihm im Sommerhäuschen von Lars Eltern verstecken. Schnell ist die Osloer Polizei dem Verbrecher und den Flüchtigen auf den Fersen. Auch Rhea und Lars machen sich auf die Suche und brechen ins Sommerhaus auf. Der Leser erfährt, dass es sich bei dem Mörder der Frau um Enver handelt, einen Albaner, dessen Familie von den Serben vertrieben wurde und der sich später an serbischen Familien rächte und deshalb die Mutter von Paul vergewaltigte. Jetzt will er seinen Sohn holen und Beweismaterial vernichten, dass dessen tter  vergewaltigte. Jetzt will er seinen Sohn holen und Beweismaterial vernichten, das dessen Mutter gegen die Serben hat. Es kommt zu einem Showdown am Sommerhäuschen, in dem Sheldon über sich hinauswächst, aber letztendlich genau wie die Verbrecher, stirbt. Wenn man versucht den Inhalt des Buches wiederzugeben, wird einem klar, was das Problem des Buches ist. Es versucht einfach, viel zu viele Themen zu verarbeiten.Vietnam- und Koreakrieg, Antisemitismus, Altersdemenz, Fehlgeburt, Vater-Sohn-Konflikt, Kosovo-Konflikt. Das alles ist in dieses Buch gepackt und das ist einfach zu viel. Zudem wenn es auch noch den Anspruch erfüllen möchte, ein spannender Thriller zu sein.

Gefallen hat es mir aber trotzdem, eben weil es anders war. Besonders mochte ich die Figur des Sheldon, der in seiner hilflosen, tollpatschigen Art versucht, den Jungen Paul zu retten und letztendlich für ihn sein Leben lässt.