Leichte Lektüre

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
linus63 Avatar

Von

Die Floristin Hannah muss ihren Blumenladen aufgeben, nachdem sie mit drei Monatsmieten im Rückstand ist. Und nicht nur das, zeitgleich erwischt sie ihren Freund Jo, dem sie ihre ganzen Ersparnisse geliehen hat, mit ihrer besten Freundin im eigenen Bett. Tief getroffen, und um ein wenig Abstand zu gewinnen, macht sie sich auf den Weg zum Chiemsee zu ihrem Cousin, der dort mit seinem Lebensgefährten im Haus ihrer Großmutter wohnt. Sie erholt sich langsam und beginnt, in der Gastronomie zu jobben, um Geld in ihre Kasse zu bringen. Doch bald steht nicht nur Jo wieder vor ihrer Tür, sondern auch die ersten Verehrer ...

Durch Cover und Titel zum Zugreifen verlockt, steige ich nach wenigen Seiten in diesen Roman ein. Die gut 260 Seiten lesen sich locker weg, lassen ein wenig Urlaubsstimmung aufkommen und wecken durch immer wieder eingestreute Ausflüge in die Umgebung meine Neugierde auf den Chiemsee, seine Inseln und diese Region. Und hier passiert wirklich einiges. Hannah findet auf Anhieb einen Job, nette Freunde, und gleich mehrere Männer machen ihr den Hof. Familienprobleme verschiedenster Art stehen an und plötzlich macht sogar ein Einbrecher die Gegend am Chiemsee unsicher.

Letztendlich konnte mich Johanna Nellon jedoch nicht überzeugen. Die Umgebungsbeschreibungen werden recht kurz gehalten, wodurch die Atmosphäre nur ansatzweise zu spüren ist. Die Figuren sind zwar zum Großteil sympathisch, allen voran die ein wenig naive, aber ehrliche und gutmütige Hannah, bleiben insgesamt aber oberflächlich, lassen sich sehr eindeutig in bekannte Schubladen einsortieren, und ich vermisse ein wenig Individualität. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass ihre Gefühle zwar knapp beschrieben sind, ich sie meist aber nicht mitempfinden kann und anstatt im Geschehen abzutauchen, nur von außen beobachte. Die Handlung selbst bedient viele Klischees und ist etwas überladen. So sind Hannahs Erlebnisse in diesem Sommer nicht nur sehr dramatisch, sondern betreffen all ihre Lebensbereiche, angefangen beim Verlust von Job, Freund und materiellen Dingen im großen Stil, bis hin zur Krankheit. Doch da alle Probleme nur von kurzer Dauer sind und sich fast alleine lösen, herrscht bald wieder eitel Sonnenschein rund um den See.

"Ein Sommer am Chiemsee" ist eine leichte Lektüre, bei der ich ein wenig Originalität vermisse. Dennoch erfüllt sie ihren Zweck und entführt mich eine Zeitlang aus meinem Alltag. Zurück bleibt ein positiver Eindruck vom Chiemsee und seiner Umgebung.