Amor fati

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miro76 Avatar

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Was auf den ersten Blick auf Titel und Cover nach einer oberflächlichen Sommerlektüre anmutet, entpuppt sich nach wenigen Seiten als spannender, melodramatischer Roman, der viele Fragen aufwirft:

Mia und Lorrie Ann sind unzertrennlich. Beide sind ehrgeizig und wollen ihr Leben in Corona del Mar hinter sich lassen. Mia bewundert ihre scheinbar makellose und gutherzige Freundin, der das Schicksal eigentlich wohlgesonnen sein sollte. Doch mit dem Unfalltod von Lorrie Anns Vater nimmt ihr Leben einen unerwarteten Lauf und die Schicksalsgeier lauern ständig auf ihrem Weg.

„Alles veränderte sich so schnell. Und Terrys Tod war nur der Anfang, das allererste Pochen der Unglücksgeier an Lorrie Anns Fensterscheibe. Im Laufe der folgenden Jahre kamen immer mehr von ihnen, wippten mit ihren verbrannt aussehenden Köpfen, die Haut an ihren Gesichtern rot und rau, als ob sie sich schälte.“ (S. 29)

Während Mia Corona del Mar für ihr Studium verlässt, wird Lorrie Ann Mutter und nichts verläuft so wie es sollte. Mia kann ihrer Freundin nicht wirklich helfen und so beginnen sich ihre Wege immer mehr zu trennen, bis sie sich schließlich ganz aus den Augen verlieren. Doch eines Tages steht Lorrie Ann vor Mias Tür, völlig abgebrannt und vom Leben gezeichnet. Und Mia muss erkennen, dass sie ihre Freundin vielleicht nie wirklich gekannt hatte.

Rufi Thorpe hat dieses Bild der Freundschaft aus der Zukunft gezeichnet. Immer wieder gibt es Andeutungen auf die Entwicklung, die alle aufgeklärt werden. Das verleiht dem Roman einen besonderen Tonfall. Dieses Stilmittel verstärkt die Melancholie, die diesem Blick in die Vergangenheit innewohnt. Sie ist von Anfang an spürbar, noch bevor die Tragödie ihren Lauf nimmt.

Und Rufi Thorpe stellt große Fragen: Was ist Schicksal? Was verdienen wir – oder verdienen wir eben nicht? Wen kennen wir wirklich? Wieviel können wir ertragen? Und was bedeutet eigentlich Leben?

Obwohl der Roman Wendungen nimmt, die schwer nachvollziehbar sind, fühle ich doch mit Lorrie Ann und kann ihr Handeln verstehen. Mia tut sich damit wesentlich schwerer. Ich, als Leser, bin allerdings auch nicht involviert.

Ich fand die Geschichte der beiden Freundinnen sehr anregend und anrührend und manchmal auch ein bisschen pathetisch. Für mich ist dieses Buch DIE Überraschung des Sommers und ich empfehle es allen, die keine lockere Sommerlektüre suchen!