Klischee auf Hochglanzpapier

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
owenmeany Avatar

Von

Das war nun mein vierter Roman des versierten Bestsellerautors - ich habe ihn als Hörbuch gehört, eindringlich und unaufdringlich gelesen von Torben Kessler. Und ich denke, bis auf weiteres ist mein Bedarf gedeckt.

Es ist ein höchst vergnügliches Spiel, das Dicker da mit seinem Publikum inszeniert. Mit seinen Rückblenden stellt es immer wieder alles davor Geschehene auf den Kopf. Da er das an den passenden Stellen einflicht, kann man durchaus einigermaßen den Überblick behalten. Nur am Ende, wo es Schlag auf Schlag geht, fiel mir das zunehmend schwer, aber da war es mir auch schon gar nicht mehr so wichtig, denn vor lauter Purzelbäumen schwirrte mir der Kopf. Insofern ist das Buch ein Meisterwerk: kunstvoll wie ein Makrameegeflecht gäbe es einen attraktiven Wandschmuck ab, würde aber als Tasche kein Gewicht tragen können.

Denn Tiefgang darf man hier absolut nicht erwarten. Sophie ist schon von vornherein "schön" für ihre fast vierzig Jahre und wird immer "schöner" - auf welche Weise, das kann sich der Leser selbst ausdenken. Der aufwendige Lebensstil reicher Leute drückt sich im Porsche aus und im Konsum von Champagner und Kaviar. Ob die Handlungsweisen der Akteure psychologisch nachzuvollziehen sind, tritt in den Hintergrund der Dramaturgie, auch wenn sich der Autor bemüht, in mehr oder weniger glaubwürdigen Dialogen die Motive zu erklären.

Wer noch nicht genug von Dickers Masche hat, wird auch hier wieder voll auf seine Kosten kommen. Immerhin ist das Buch ja auch nicht ganz so dick wie die vorangegangenen und deshalb gar kein schlechter Einstieg.