Ein inspirierender Roman über Selbstfindung und Neuanfänge

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Aufgrund des sommerlichen Covers und des Klappentextes hatte ich ja eher ein humoristisches Buch erwartet. Das war ‚Ein unvollkommener Ehemann‘ überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz hat mich der Roman begeistert und war für mich ein Überraschungshighlight.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, so dass sich der Roman flüssig und leicht lesen lässt. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Roxy geschrieben. Hierdurch erhält man einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt und ich habe ihre Figur als sehr authentisch empfunden. Es tat mir fast weh, wie sehr sie sich am Anfang an dem Seitensprung ihres Mannes aufreibt und die Schuld bei sich sucht. Ich mochte Roxy unheimlich gerne, sie macht im Laufe der Handlung eine tolle und nachvollziehbare Entwicklung durch.

Der Fokus der Geschichte liegt auf Roxy, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Chauffeur-Service weiterführt und, ausgelöst vom Seitensprung ihres Mannes, ihre eigene Rolle zu hinterfragen beginnt. Durch ihre Arbeit kommt sie mit vielen Frauen in Kontakt, die „was aus ihrem Leben gemacht haben“. Dadurch und durch ihren Erfolg im Beruf erkennt Roxy, dass sie mehr sein möchte als Hausfrau und Mutter. Ihr Mann Dave tut sich mit dieser Veränderung hingegen sehr schwer.

Daves Charakter fand ich etwas schwierig. Natürlich hat er auf der Sympathieskala erstmal einen schlechten Stand durch seinen Seitensprung. Dass er diesen bereut und gerne möchte, dass wieder alles so wird wie früher ist zwar einigermaßen glaubhaft. Als Roxy schließlich zu ihm zurückkehrt mutiert er aber immer weiter zum patriarchalen Ober-Ar***. Diese eindimensionale Darstellung des Charakters hat mich etwas gestört. Eine etwas differenzierte Charakterzeichnung hätte mir besser gefallen.

Die Geschichte von Roxys Weg zu sich selbst wird geschickt verwoben mit den Erlebnissen ihrer Fährgäste - die ältere Schauspielerin Thea, die erfolgreiche Ernährungsberaterin Gina oder die junge Influencerin Leona. Und dann ist da noch Ivo, ein Geschäftsmann mit komplizierter Familiengeschichte, der für Roxy ein besonderer Fahrgast wird. Ich fand es schön, wie sich die Beziehung von Roxy und Ivo entwickelt hat und auch in welche Richtung sie sich eben NICHT entwickelt hat.
Alle Figuren tragen ihre eigene Geschichte mit sich und es geht viel um die Themen, Selbstfindung, Emanzipation und den Mut, ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch noch Roxys Mutter, für die es nach dem Tod ihres Mannes auch darum geht, ihre Position im Leben neu zu bestimmen.

Fazit. Der Roman ließ sich nicht nur gut lesen, ich wollte das Buch zwischendurch kaum noch aus der Hand legen. Der Werdegang der Hauptprotagonistin war inspirierend für mich und es werden interessante und wichtige Themen angesprochen. Lediglich die Charakterisierung des Ehemannes hätte etwas tiefer gehen können. Insgesamt war das Buch aber definitiv ein Highlight.