Nett, aber leidenschaftslos

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europeantravelgirl Avatar

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Roxy erwischt ihren Ehemann Dave im Bett mit der Nachbarin. Die betrogene Ehefrau ist daher mit den Kindern zu ihrer Mutter gezogen und braucht Zeit, um zu überlegen: Verlässt sie Dave oder verzeiht sie ihm? Derweil übernimmt Roxy den privaten Fahrservice ihres verstorbenen Vaters und kutschiert die unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu Terminen.

Die Geschichte beginnt in einem sehr ruhigen Erzähltempo und es dauerte tatsächlich einige Zeit bis ich mich endlich hineinfand und sich die eigentliche Story zu entfalten begannt. Diese gestaltet sich eher klassisch und schlicht. Mit Hochspannung oder witzigen Wortgefechten darf man hier nicht rechnen, sondern der ruhige Erzählstrom fließt gemächlich vor sich hin. Anfangs steht vor allem Roxys Tätigkeit beim Fahrservice im Mittelpunkt, da wird auch mal ein ganzer Tag lückenlos vom Frühstück bis zum Abendessen geschildert samt allen Fahrten, Gesprächen und Nahrungsmitteln, die sie über den Tag verteilt zu sich nimmt. Als Leser fühlt man sich wie der Zuschauer einer Dokumentation über Roxy, sachlich fundiert und überaus interessant, jedoch neutral aus der Distanz geschildert. Man könnte es eine unaufgeregte Erzählweise nennen, doch leider wird der Blick auf die Protagonisten dadurch gefühlsneutral und distanziert. Auch als allmählich Fahrt in die Handlung kommt und etwa der geheimnisvolle Ivo in ihr Leben tritt, kommen nicht wirklich Spannung oder Gefühlswallungen auf. Die Erzählung an sich ist durchaus nett, man bekommt zumindest hervorragende Einblicke in die Tätigkeit beim Fahrservice, die Schilderung kann aber nicht einmal mit Lokalkolorit von ihrem Handlungsort in Irland aufwarten. Sie lässt beim Lesen wenig Emotionen aufkommen, man leidet nicht mit Roxy, fühlt nicht mit ihr und ihren Konflikten mit, sondern sieht ihr aus emotionaler Ferne zu. Wenn im Roman von einer prickelnden Situation die Rede ist, springt dieses Gefühl leider nicht auf den Leser über. Als Roxy nach einer schockierenden Nachricht in Ohnmacht fällt, leidet man nicht wirklich mit ihr, sondern verfolgt das Geschehen aus der Distanz.

Der Roman konnte mich leider nicht berühren. Ich habe die Handlung interessiert verfolgt, aber es hat tatsächlich lange gedauert bis sie mich zumindest in Ansätzen gefesselt hat. Dennoch habe ich nicht wirklich mit Roxy mitgefühlt oder mitgefiebert, sondern habe sie wie in einer interessanten Dokumentation aus der emotionslosen Distanz verfolgt.