Warmherzig und realitätsnah

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bea20 Avatar

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„Ein unvollkommener Ehemann“ lautet der Titel des Romans, aber passender wäre wohl „Eine bemerkenswert starke Ehefrau und Mutter“, denn das ist die Hauptfigur, die 37-jährige Roxy, in der Tat. Ausgangspunkt des Romans ist der Seitensprung ihres Ehemanns Dave, nach zwanzigjähriger Beziehung und mitten in der Trauerphase kurz nach dem Tod ihres Vaters. Bislang führten Roxy und Dave eine vermeintlich glückliche Ehe, er ist ihre Jugendliebe, sie haben zwei tolle Kinder, ein Haus und Dave verdient das Geld. Roxys ganze Welt drehte sich bisher um Haushalt und Familie, sie ging auf in ihrer Mutterrolle und hatte sich selbst und ihre Bedürfnisse mit den Jahren verloren. Nun aber ist sie gezwungen, sich selbst und ihre Rolle in der Ehe zu hinterfragen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Ihr Ehemann geht davon aus, dass sein Ausrutscher schnell verziehen und in Vergessenheit gerät und er sein „altes Leben“ mit einer harmoniebedürftigen und kümmernden Ehefrau zurückbekommt. Dass Roxy sich zunehmend emanzipiert und das Chauffeurdienst-Unternehmen ihres verstorbenen Vaters übernimmt, passt Dave so gar nicht. Roxy dagegen spürt durch die berufliche Tätigkeit zum ersten Mal seit langem wieder das Gefühl von Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Stärke, das sich auch auf ihre Rolle innerhalb der Familie auswirkt.

Eine innige Mutter-Tochter-Beziehung, langjährige und vertrauensvolle Frauenfreundschaften sowie Empathie, Aufrichtigkeit und Verbindlichkeit der Hauptfigur zeichnen diesen Roman aus. Es war unterhaltsam und interessant zugleich, Roxys Entwicklung von der unauffälligen und bescheidenen Hausfrau und Mutter zur erfolgreichen und selbstbewussten Geschäftsfrau zu erleben. Die zwiespältigen Gefühle und die inneren Kämpfe vor der Entscheidung, ob eine Trennung vom Ehemann und Vater der Kinder unausweichlich oder ob der Wunsch nach einem harmonischen Familienleben größer ist, werden von der irischen Autorin dicht und realitätsnah beschrieben. Überhaupt hat mir der Schreibstil von Sheila O’Flanagan sehr gefallen. Ihr gelingt es, die Hauptfigur Roxy warmherzig, ehrlich und damit nahbar darzustellen; auch die übrigen Protagonisten wirken realistisch und somit die ganze Erzählung.

Fazit: Das Buch ist eine gute Mischung zwischen Leichtem und Schwerem und sehr lesenswert.