Traurig, gefühlvoll und einfach schön

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Als bekennender Fan von Corina Bomann war natürlich klar, dass ich auch das neue Buch von ihr lesen wollte, das sie als Dana Paul veröffentlicht – und mit den richtigen Erwartungen hat mir auch diese Geschichte wirklich gut gefallen.

Die Autorin entführt den Leser nach Cornwall – und sie hat die Stimmung und Atmosphäre dieses Landstrichs auch wunderbar einfangen können. Man begleitet die 25jährige Kim, die nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Freundes selbst die Lust am Leben verloren hat und sich von den Klippen stürzen will – doch sie wird gerettet und lernt nach und nach das Leben von einer ganz anderen Seite kennen. Es gibt zudem noch einen zweiten Erzählstrang in Form eines Tagebuches, in diesem geht es um die stumme Leandra, die Anfang des 19. Jahrhunderts verheiratet wurde, in ihrer Ehe aber nur geduldet ist – auch sie ist unglücklich und sucht nach Auswegen.

Wie so oft bei Büchern, die auf zwei Zeitebenen spielen, hat mir auch diesmal der Erzählstrang der Vergangenheit viel besser gefallen. Leandra ist eine sympathische Frau, die ich einfach sofort ins Herz geschossen habe, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt und für sich einen Weg sucht. Ich habe diesen Tagebucheinträgen immer schon entgegengefiebert, weil ich wissen wollte, wie es mit Leandra weitergeht – aber auch, weil ich die Stimmung in diesem Abschnitt sehr mochte, auch wenn sie eher düster und bedrückend war.

Den Erzählstrang der Gegenwart fand ich leider etwas vorhersehbar – meine Lesefreude hat das aber nicht getrübt. Ich hatte schon vermutet, dass hier auch eine Liebesgeschichte eingeflochten sein wird, von daher wurde ich nicht enttäuscht, als sich da tatsächlich etwas anbahnte. Kim als Protagonistin mochte ich sehr gerne, ihre Gefühle nach dem plötzlichen Tod ihres Freundes fand ich gut und vor allem glaubhaft dargestellt. Aber auch andere Figuren waren mir sympathisch - Janet, die Kim vor dem Sturz von den Klippen rettet, ist eine praktische und lebenserfahrene ältere Frau, die mit Menschen umzugehen weiß. Ihren Enkel Dan fand ich dagegen etwas überzeichnet und leider auch unglaubwürdig, trotzdem mochte ich auch ihn. Überhaupt gibt es in diesem Erzählstrang viel Gefühl und Emotion, und auch wenn die Stimmung eher traurig-melancholisch, habe ich mich wohl gefühlt in der Geschichte – bis hin zum Ende, das – so traurig es doch war - mich doch zufrieden zurückgelassen hat.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Er lässt sich flüssig und leicht lesen, schafft es aber vor allem, Stimmungen und Emotionen einzufangen. So hatte ich die ganze Landschaft mit all seinen Klippen und Felsen, mit der See und dem Strand und auch mit Wind und Wetter stets vor Augen, aber auch die Verzweiflung und Trauer Kims konnte ich beim Lesen spüren. Zu keinem Zeitpunkt aber waren die Beschreibungen langweilig, sie waren einfach eingestreut und haben eine unglaubliche Atmosphäre erzeugt.

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich nur ab wegen der Vorhersehbarkeit und der doch etwas überzogen gezeichneten Figur Dans. Wer aber eine gefühlvolle Geschichte vor den Kulissen Cornwalls lesen möchte, dem kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen empfehlen.