Analyse einer Kindheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
katharina.51 Avatar

Von

Ein Glück für uns Leser, dass man die kleine Autobiographie von Sigrid Nunez
nach fast dreissig Jahren neu übersetzt und neu aufgelegt hat.
Sie beschreibt in drei Teilen ihre Gedanken und Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend und hängt in einem vierten Teil eine Liebesgeschichte mit einem
Russen an.
Ihr Werk ist durchdrungen von dem Thema "Sprache", das Medium, des einander verstehens.
Ihre Mutter, eine heimwehkranke Deutsche, legt viel Wert darauf, die Sprache ihrer neuen Heimat Amerika grammatisch exakt zu beherrschen; ihr Vater dagegen ist panamaisch-chinesischer Abstammung, hat seine Kindheit in Shanghai verbracht und nie richtig die englische Sprache erlernt. Er scheint dem Klischee des schweigsamen Asiaten zu entsprechen, selbst mit seinen Kindern redet er nicht, er sondert sich ab.
Sigrid versucht ihren Vater durch Literatur zu ergründen, wie z.B. "Die gute
Erde" von Pearl S.Buck, doch sie findet keinen Zugang zu ihm.
Ihre beiden Schwestern erwähnt sie nur marginal.

Sigrid Nunez schreibt in einer wunderbaren Sprache, analytisch, reflektiert,
manchmal bildhaft.
Das Buch mit dem schönen Titel "Eine Feder auf dem Atem Gottes", den sie während ihrer Ballettjahre gefunden hat, ist eine Empfehlung für ihre anderen Werke.