Berührende Identitätssuche

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Als ich auf der letzten Seite des Romans angekommen bin, war ich ziemlich traurig, denn für mich hätte das Buch gut und gerne doppelt oder dreifach so umfangreich sein können, so sehr habe ich es gemocht, darin zu lesen.
Sigrid Nunez beschreibt in vier Teilen (Chang, Christa, Eine Feder auf dem Atem Gottes, Vadim) die Geschichte ihrer Eltern und ihre eigene Jugend, erzählt von ihrer Identitätssuche, ihrer Verlorenheit zwischen den Kulturen, der ewig unzufriedenen Mutter, dem distanzierten Vater, ihrer Liebe zum Ballett und zu einem Immigranten aus Odessa. Mich hat dabei vor allem ihre Erzählweise begeistert; obwohl diese eher kurz und knapp beschreibend ist, mit kurzen und nüchternen Sätzen, vermag sie doch Emotionen und Stimmungen bei den Lesenden zu wecken. Die messerscharfe Analyse ihrer eigenen Person und ihrer Umwelt und die teils schonungslose Offenlegung ihrer Gefühle machen das Lesen zu einem Genuss. Außerdem gefällt mir der leicht melancholische Unterton, der das gesamte Buch durchzieht.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die autobiographische/autofiktionale Romane mögen.