ein Leben lang auf der Suche

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alicii Avatar

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Sigrid Nunez wächst als Kind eines chinesisch-panamaischen Vaters und einer deutschen Mutter in den 50ern und 60ern in einer Sozialsiedlung in New York auf. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass sie sich ihr ganzes Leben auf der Suche nach ihrer Identität befindet. Das tut sie auch in und mit diesem Roman, die Kapitel widmen sich verschiedenen identitätsstiftenden Elementen ihres Lebens: ihren Elternteilen, dem Ballett und einer Beziehung zu einem Einwanderer.

Wesentlicher Bestandteil der Suche ist immer wieder die Sprache. Die amerikanische Sprache, die ihr Vater nie richtig erlernt hat. Die deutsche Sprache, die ihre Mutter nie komplett aufgegeben hat. So hatte jedes Elternteil sein eigenes sprachliches Universum und obwohl sie zusammenlebten, lebte am Ende jeder für sich allein.
Die Sprache spielt auch in ihrem Erwachsenenleben eine Rolle, es ist die amerikanische Sprache, die sie Vadim beizubringen versuchte, die russische Sprache, die ihr das Gefühl gab, ihn niemals komplett zu kennen.

Der Roman lebt von Nunez Offenheit und Ehrlichkeit, die sich auch in ihrer Sprache und ihrem Schreibstil widerspiegeln. Das Kapitel über ihre Liebe zum Ballett, aus dem auch der Titel des Romans entstammt, fand ich etwas schwächer, den letzten Abschnitt über ihre Beziehung zu Vadim dafür umso stärker. Ein tolles Buch, das den Leser an eine außergewöhnliche Lebensgeschichte heranführt!